06. März 2021

 

Fahrradfahrer(hasser(angst))

 

 

Fahrradfahrer!

Wenn ich einen Fahrradfahrer auf der Straße sehe kriege ich die Krise. Ich glaube, für mich ist ein Fahrradfahrer ein Störfaktor auf der Straße, wie für viele Pkw-Fahrer wir Lkw auf der Straße. Wobei die Lkw sicher das „größere“ Hindernis sind ;) Auch sind wir sicher für viele Pkw-Fahrer auch ein unberechenbares Hindernis, das aber mit einer gewissen Erfahrung eher vorausschaubar ist. Eigentlich ist es genauso mit dem Fahrradfahrer.

 

Gerade mir als Lkw-Fahrer gehen sofort die Alarmglocken an, und das ist tatsächlich unabhängig vom Alter des Fahrradfahrers. Ich könnte jetzt zig Situationen aufzählen, in denen es zu brenzligen Momenten kam, die aber durch die Erfahrenheit und vorausschauendes Fahren gut ausgegangen sind. Man steht dann echt auf der Hupe und wünscht sich ein Nebelhorn von einem Schiff. Man hat das Bedürfnis, dem Fahrradfahrer die Sicht des Lkw-Fahrers zu geben, um mal zu sehen was er gemacht hat. Da ist man am fluchen und schimpfen und wünscht sich eine Fahrradfreie Welt. Man überlegt, ob diese Menschen überhaupt denken, ob ihnen überhaupt bewusst ist, daß durch die Aufmerksamkeit des Lkw-Fahrers eigentlich das Schlimmste verhindert wurde. Natürlich ist das in deren „Fahrradlaufbahn“ bisher immer gut gegangen, aber was wenn mal nicht?

 

Bei den vielen Kilometer, die der Lkw jeden Tag zurück legt, sei es auf der Autobahn, über Land oder in der Stadt, hat man sehr viele Momente an denen man schon im Voraus erahnt was die anderen Verkehrsteilnehmer machen. Eigentlich sind es am Tag mehrfach diverse Situationen. Klar, wenn jetzt ein Arbeitnehmer jeden Tag 10 Km zur Arbeit und 10 Km nach Hause fährt, hat er sicher auch manchmal Situationen mit einem Lkw, die für ihn absolut ärgerlich und unverständlich sind. Er kann nicht verstehen, warum plötzlich ein Lkw eine Seitwärtsbewegung macht, oder ausgerechnet jetzt überholen muß, wenn man doch einen Termin hat, in die Firma muß, zum Arzt muß, oder das Kind zur Schule fährt. Und ja, ich erlebe auch unzählige Lkw-Fahrer bei deren Verhalten ich den Kopf schütteln muß. Aber auch selbst ist man ja nicht fehlerfrei. Wie oft habe ich schon auf Situationen ärgerlich und auch ungerecht reagiert, wo ich mir nachher denke, du bist doch ein Depp, das hätte nicht sein müssen!

 

Aber mal auf das Hauptthema zurück zu kommen; die Fahrradfahrer!

Es ist leicht sie in eine Schublade zu stecken. Vielleicht auch selbst zu behaupten, daß ich ein Fahrradfahrerhasser bin, obwohl das sicher das falsche Wort ist. Aber ich bin genauso dafür, daß sie nicht auf die Straße gehören wenn ein Fahrradweg vorhanden ist. Das muß verpflichtend sein und gehört auch kontrolliert. Wenn ich an meine Zeit des Fahrradfahrens zurück denke, erinnere ich mich an das Gefühl wenn ich auf der Straße gefahren bin und von hinten kommt ein Fahrzeug. Mir wurde noch beigebracht, daß man als Fußgänger und Fahrradfahrer extrem gefährdet und das schwächste Glied im Straßenverkehr ist. Aufpassen, aufpassen, aufpassen!!! Wenn ich mich so umschaue auf der Straße, scheint bei den meisten diese Angst gar nicht vorhanden zu sein. Woher kommt das wohl? Ist das fehlender Überlebenswille? Ist der Instinkt, verletzlich zu sein verloren gegangen? Ist das vielleicht der Egoismus, oder doch ein abgeschaltetes Bewusstseinsvermögen?

 

Man hat ja diverse Situationen, vor allem in der Stadt. Da überholt man mit dem Lkw ein Fahrrad und nach 100 Meter wird die Ampel rot. Sofort wandern die Augen an den Spiegeln hin und her. Wo ist er, wo taucht er gleich auf. Manche zwängen sich tatsächlich zwischen Randstein und Lkw bis vor. Wenn noch Fahrzeuge vor einem sind, fahren sie sogar bis zur Ampel vor. Na toll, jetzt hat man sie wieder vor sich. Wenn man jetzt aber weit rechts fährt damit sie rechts nicht vorbei kommen, habe ich schon erlebt, daß sie links vorbei fahren und dann an den Pkw vorne wieder rechts bis vor fahren. Aber auch kurz auf den Gehweg, weil da könnte ja die Fußgängerampel grün sein und nach der Kreuzung wieder auf die Straße. Das sind dann Situationen, an denen man sich an jeder Ecke die Polizei wünscht und diese „Verkehrsrowdys“ bestraft werden.

Was mich an diesen Dingen eigentlich am meisten ärgert ist, wie in der Politik mit diesen Situationen umgegangen wird. Natürlich ist es schrecklich, wenn beim abbiegen ein Fahrradfahrer Schaden nimmt. Das will sicher kein Lkw-Fahrer und ich möchte nicht in deren Haut stecken. Was wurde gemacht, als es immer mehr dieser Vorfälle gab!? Ja klar, der Lkw-Fahrer ist Schuld und der Fahrradfahrer muß geschützt werden. Zack, der Fahrer braucht einen Abbiegeassistent! Hey, wir geben dem Radfahrer eine eigene Spur! Ist das eigentlich so eine Art Spur, die sie schon vielfach für ihre Sicherheit bekommen haben und nicht benützen!? Es wird sogar ein Gesetz gemacht, bei dem vorgeschrieben wird, wie groß der Abstand sein muß, wenn man einen Fahrradfahrer überholt. Keiner hat dabei bedacht, daß auch die Straße breit genug sein sollte und das möglich sein muß. Oder das es Situationen geben wird, daß der Fahrradfahrer natürlich ganz legal rechts vorbei fahren darf und man ihn dann doch wieder vor sich hat, was erneut die Problematik des Vorbeikommens hervorruft. Es war doch tatsächlich auch im Gespräch, daß der Lkw in Städten nicht mehr rechts abbiegen soll! Sorry, aber was geht in den Köpfen solcher Menschen vor, die solche Gedanken haben?

Auf jeden Fall bekommt der Lkw-Fahrer eine Technik für jede Menge Geld eingebaut, die sicher nicht verkehrt, aber meiner Meinung nach noch nicht richtig ausgereift ist und wird damit zur Verantwortung gezogen! Gesetze für den Radfahrer werden gemacht, die ihn ja schützen sollen da er ja der schwächere Verkehrsteilnehmer ist und alle anderen sollen Rücksicht und Vorsicht walten lassen. Da habe ich ja eigentlich kein Problem mit, aber sollte das nicht für alle Verkehrsteilnehmer gelten. Gegenseitige Vorsicht und Rücksicht? Warum gibt es kein Programm, das die Fahrradfahrer zur Eigenverantwortung aufruft und erzieht? Von mir aus ein Fahrradschein, eine Pflichtstunde mit einem Lkw, Nummernschild an jedes Fahrrad das versichert und registriert werden muß? Wo wird dem Fahrradfahrer vor Augen geführt, daß auch er eine Sorgfaltspflicht hat sich an Regeln, Gesetze und die StVo zu halten hat.

 

Wenn man manchmal sieht wie sich Erwachsene mit dem Fahrrad auf der Straße verhalten, fragt man sich was aus der Vorbildfunktion geworden ist. Was werden Kinder und Jugendliche denken und machen, wenn sie mehrfach Erwachsene jeglichen Alters sehen wie sie quer über die Fahrbahn schießen, wie sie sich kreuz und quer zwischen Fahrzeuge schlängeln, wie sie Fahrradwege ignorieren, wie sie rote Ampeln ignorieren, etc.! Was werden diese dann denken und in Zukunft machen?

Um nochmal klar zu stellen; Es sind sicherlich nicht alle so, aber wenn man tagtäglich unterwegs ist und so viele Kilometer zurück legt, ist es tatsächlich ein Großteil der sich so verhält. Anstatt Technik zu verbauen, Fahrradspuren zu schaffen, Gesetze zu ändern die alle Verkehrsteilnehmer außer die Fahrradfahrer benachteiligen, sollte man wieder zu Aufklärung, Vernunft, Überlebenswille, gegenseitige Rücksichtnahme und kostengünstigere Lösungen wie z.B. den Trixispiegel zurückgreifen.

 

Und nein, ich bin nicht wirklich ein Fahrradfahrerhasser, aber ich habe extreme Angst, selbst mal in so einer Situation zu sein, bei der etwas passiert. Und wenn ich 10x nicht Schuld habe, möchte ich mit diesem Gedanken, daß durch mein Fahrzeug jemand zu Schaden gekommen ist, nicht leben. Das ist eigentlich der einzige Grund, warum sich bei mir die Nackenhaare stellen, sobald ich einen Fahrradfahrer sehe. Angst, selbst nicht genug aufmerksam zu sein und etwas zu übersehen.

Eigentlich ist es die gleiche Angst und extreme Vorsicht wie bei Kinder am Straßenrand. Wobei man eigentlich immer gelernt hat, daß Kinder total unberechenbar sind. Aber soll ich euch was sagen!?

Kinder sind nicht so unberechenbar und gefährlich wie Fahrradfahrer.