„Asylanten“ Ein Wort das Angst verbreitet!
Asylanten, ein Thema das uns nicht zur Ruhe kommen lässt. Ein Thema, das bei vielen Angst und Schrecken verbreitet. Ein Thema, das ausgeschlachtet wird und in aller Munde ist. Ein Thema, bei dem mir angst und bange wird.
Wenn man täglich in den Medien davon hört, wenn man täglich in Facebook schaut, wenn man täglich mit Menschen darüber spricht und schreibt, wenn man hört was andere sagen und schreiben, bekommt man es mit der Angst zu tun.
Warum Angst!?
Naja, ich habe auch Angst vor Asylanten. Aber nicht vor dem Menschen der Asyl haben möchte, sondern eher vor den Auswirkungen. Wie wird sich Deutschland dadurch ändern? Werden die Asylanten vom Staat und der Wirtschaft als billige Arbeitskräfte ausgenutzt? Wird das die Chance für den Staat und Wirtschaft sein, damit der Mindestlohn ausgesetzt wird? Daß Gesetze umgangen werden, damit die Reichen ihre Gewinne noch mehr erhöhen? Berichte und Andeutungen gab es ja schon darüber. Aber findet das nicht schon längst statt, bevor die Asylanten kamen? Wie die Menschen in Deutschland reagieren, bekommt man ja täglich mit und ich bin sehr froh, wenn ich zwischendurch mal positive Berichte und Meinungen höre, sehe und lese.
Die allergrößte Angst habe ich aber vor den deutschen Mitmenschen, die Hass und Ausländerfeindlichkeit verbreiten. Ja, sogar Menschen, von denen ich eigentlich eine gute Meinung hatte und nicht so viel Kurzsichtigkeit vermutet hätte. Menschen, die bei mir den Eindruck hinterlassen haben, daß sie einfühlsam und weitsichtig sind. Ich zitiere hier mal so einen Fall:
„Wie kann es sein, dass die ' lieben' Flüchtlinge jetzt auch noch Forderungen stellen?????
Statt froh zu sein, in unserer Heimat angekommen zu sein und sich zu erholen, fordern diese DRECKSÄCKE noch mehr!
Für diese asozialen Menschen gibt es nur Verachtung und am besten (wenn es nach mir ginge) SOFORTIGE Abschiebung!!!!!!
Elendes Dreckspack!!!!!!!!!
Raus mit dem Müll und die GutMenschen gleich mit!!!!“
Es stellte sich dann bei der Diskussion heraus, daß er ja nur die Wirtschaftsflüchtlinge meint!? Ok, das ist aber aus diesem Text nicht herauszulesen. Da kamen dann diese üblichen Sprüche, daß ich ja den Flüchtlingen ein Zimmer zur Verfügung stellen könnte usw.! Desweiteren kamen folgende Aussagen:
„Mit welchem Recht treten diese Flüchtlinge in den Hungerstreik', da sie hier nicht ordentlich untergebracht bzw. Versorgt sind??????????
Gebe mir darauf eine plausible Antwort bitte!!!
Sie sollen froh sein, hier Bleiben zu dürfen!!!!“ „doch der Islam und unsere Religion (katholisch oder protestantisch) sind NICHT ZU VEREINBAREN!!!!“ „Ok, wenn deine Katja gerne Kopftuch trägt, dann ist das Euer Ding, doch ich lasse mir nicht vorschreiben was ich tragen soll! Das Vermumungsverbot hat eben auch seinen Grund! Doch es wird ständig von diesen 'Gläubigen' umgangen!ok, dann Tragen wir eben in Zukunft alle GesichtsMaske, Gleiches RECHT FÜR ALLE“ „DOCH MEINE KINDER SOLLEN IN FRIEDEN LEBEN, (MEINE TOCHTER OHNE KOPFTUCH UND MEINE SÖHNE DREHEN WILLENS WEN SIE EHELICHEN ODER AUCH NICHT!“
Das sind jetzt nur Auszüge aus einer Diskussion von sehr vielen die ich schon bei Facebook geführt und auch gelesen habe. Aus den Aussagen lese ich heraus, daß viele die Berichte und Meldungen im www verfolgen. Auch in den Medien ist einiges darüber zu finden. Ich lese das auch, aber nicht nur die Überschriften, sondern den ganzen Bericht. Und meistens gibt es ja mehrere Quellen zu einem Thema. Nehmen wir mal den Hungerstreik. Da gab es mehrere Berichte darüber und es las sich heraus, daß den Flüchtlingen viel versprochen und nicht gehalten wurde. Daß teilweise die Unterbringung sehr miserabel ist. Keine Privatsphäre, Männer Kinder und Frauen z.B. in einer Turnhalle. Feldbetten in der Reihe, nicht ausreichend sanitäre Anlagen usw.! Natürlich kann man jetzt sagen, die sollen doch froh sein, daß sie ein Dach über dem Kopf haben. Aber ist es so schwer, zu versuchen sich mal in deren Lage zu versetzen? Wer weiß, was sie erlebt haben, bis sie in die Notunterkunft kamen. Wer weiß, was ihnen alles versprochen wurde. Wer weiß, ob es in ihrer Kultur üblich ist, Männer Frauen und Kinder in einem Raum zu sein und auch zu schlafen. Wenn ich mir vorstelle, 2-3 Wochen zusammengepfercht mit Menschen aus verschiedenen Ländern so leben zu müssen, würde ich auch durchdrehen. Natürlich kann man sagen, sie sollen doch froh und dankbar sein, daß sie noch leben und bei uns sein dürfen. Ja, kann man sagen, aber sind es nicht trotzdem Menschen? Menschen aus Fleisch und Blut. Menschen mit Träume und Gefühle. Menschen mit einer Vergangenheit, die wir gar nicht kennen. Menschen die Vorverurteilt werden, obwohl wir sie gar nicht persönlich kennen. Menschen mit Herz und Seele. Menschen, die sich ein besseres und friedlicheres Leben gewünscht haben, als sie ihre Heimat verlassen haben.
Aber nochmal zurück zu den Aussagen des Menschen aus meiner Freundschaftsliste. Da kann man doch sehen, was die negativen Berichte in den Medien und dem www alles angerichtet haben. Natürlich haben wir alle Angst. Jeder auf seine Art und Weise, aber wir sollten doch in der Lage sein zu hinterfragen. Uns in die Lage der Menschen zu versetzen, die Hilfe brauchen. Aber auch in die Lage versetzen, wie z.B. der Menschen die solche Aussagen tätigen. Ich versuche es und kann es teilweise verstehen. Aber man sollte sich nicht durch die Angst derart leiten lassen. Aber eigentlich lasse ich mich ja auch von der Angst leiten, z.B. solche Gedanken niederzuschreiben.
Daß das Zwischenmenschliche, die Nächstenliebe und auch das Miteinander schon länger verloren gegangen ist, hat man ja schon vor dem Asylantenthema tagtäglich bemerkt. Und nein, ich bin bestimmt kein christliches Paradebeispiel für diese Themen. Ich habe schon sehr oft vorverurteilt, falsch reagiert und Leute ungerechtfertigter Weise angegriffen, aber ich versuche es zu vermeiden, wenn es meine emotionalen Reaktionen zulassen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß niemand perfekt ist, aber wir sollten uns mehr Zeit nehmen nachzudenken und versuchen uns in die Lage eines Anderen reinzuversetzen.
Ja, ich habe Angst vor den Asylanten. Aber nicht wegen den Asylanten selbst, sondern vor dem braunen Pack, das aus ihren Löchern gekommen ist und dieses Thema ausnützt um die Menschen zu verblenden. Das scheint teilweise sehr erfolgreich zu sein und mir wird angst und bange wenn ich an die Folgen denke, wenn das überhandnimmt. Über die Folgen liest man ja schon. Brennende Unterkünfte, 30 vermummte greifen mit Baseballschläger Asylanten an, usw.! Was glaubt ihr eigentlich was die über uns denken, wenn sie so etwas mitbekommen? Was werden die Folgen sein? Kommt dann das schon öfters Heraufbeschwörte, sie werden uns Angreifen? Ja, wenn sich dieser Fremdenhass herumspricht und sie anfangen sich zu wehren, ist die Kacke am dampfen. Dann kommt die Stimme des braunen Packs: „Wir haben es doch vorausgesagt“. Und alle werden ohne nachzudenken ihnen recht geben. Ohne zu überlegen, daß sie selbst es rausprovoziert haben und uns total verarscht haben. Werdet ihr es merken, oder hat die Gehirnwäsche bei euch schon gewirkt? Seid ihr euch bewusst, was die Folgen eures Fremdenhass, eurer Ausländerhetze, eurer Hatzposts, eure Hetzkommentare, eures Egoismus, eurer Unüberlegtheit, eure Kurzsichtigkeit und eure Unterforderung der Gehirnzellen bewirken wird? Wollt ihr das wirklich?
Genau davor habe ich die meiste Angst. Das wäre der Untergang. Damit würden wir alles, was unser Eltern und Großeltern wieder aufgebaut und erarbeitet haben, kaputt machen. Genau diese Kultur, wie von dem braunen Pack doch so oft erwähnte, wäre am Arsch. Das Land der Dichter und Denker hätten wir verraten. In diesen Momenten schäme ich mich Deutscher zu sein. Aber was bedeutet es Deutscher zu sein? Für mich heißt es, ein Mensch zu sein.
Es ist beruhigend zu wissen, daß es doch einige Leute gibt, die sich da niemals vor den Karren spannen lassen werden, mich eingeschlossen. Und ja, ich bin ein Optimist und glaube weiterhin an das Gute im Menschen. Ich werde die Hoffnung nicht aufgeben, daß die Menschen in Zukunft mehr nachdenken, sich nicht beeinflussen lassen und wieder auf ihr Herz hören.
In diesem Sinne;
Ich habe Angst, bin aber doch noch voller Hoffnung.
Michael Schmalz