Nein, ich will mich nicht runterziehen lassen

 

Schwere Zeiten macht jeder in seinem Leben durch. Schicksalsschläge können einen hart treffen. Nach außen versucht man stark zu sein damit niemand das wahre Gefühlsleben mitbekommt. Doch engen Freunden, der Familie und dem Partner kann man meistens nichts vormachen, weil sie einen gut kennen. Sie leiden dann richtig mit und sind meist hilflos, weil sie nicht wirklich wissen was sie tun können.
Doch was kann man als Partner tun? Natürlich kann man sich dazu setzen, sich mit runterziehen lassen, mit heulen und einfach auch die ganze Welt schlecht finden. Nicht falsch verstehen, das kann natürlich manchmal helfen, aber ich bin da etwas anders gestrickt. Ich finde, daß es reicht, wenn eine Person in der Familie sich runterzieht, da möchte ich mich persönlich nicht mit runterziehen lassen. Das soll jetzt nicht bedeuten, daß mir das nichts ausmacht wenn der Partner leidet, im Gegenteil. Aber ich finde, daß eine Person stark sein muß. Eine Person muß einen klaren Kopf haben und den Alltag im Griff haben.
Nehmen wir mal den Vergleich mit dem eigenen Kind. Ein Kind fällt hin und wir alle kennen die Reaktion, es heult los! Natürlich ist man als Eltern besorgt, rennt hin und schaut ob es verletzt ist. Natürlich ist das in den meisten Fällen unnötig, weil es halb so schlimm ist. Aber durch dieses besorgte Verhalten bestätigen wir dem Kind, es ist etwas schlimmes passiert. Doch was passiert, wenn man sieht das es gar nicht schlimm sein kann, einfach lacht und sagt, oje das war jetzt ganz schön dusselig! Nach eigener Erfahrung mit solchen Situationen, stutzt das Kind, hört auf zu weinen und lacht dann auch. Ja, das war dusslig!
Es ist erstaunlich wie man durch das eigene Verhalten gewisse Situationen entschärfen kann. Natürlich kann man auch das Gegenteil erreichen, scheint auch manchmal ein Hobby von mir zu sein ;) :D
Um wieder auf den Partner zurück zu kommen. Natürlich darf man trotz allem nicht vergessen, den Partner in den Arm zu nehmen und ihm die Möglichkeit zu geben sich ausweinen zu können. Auch wenn man vielleicht kalt und gefühlslos wirkt, sollte der Partner immer wissen, daß man für ihn da ist. Aber man sollte sein Verhalten so normal wie Möglich gestalten um den Alltag zu meistern, aber auch um dem Partner zu zeigen, daß es weiter geht. Denn egal was passiert oder passieren wird, die Uhr wird sich ohne Rücksicht weiter drehen. Die Welt um einen rum wird sich weiterdrehen und nur ganz wenige werden Rücksicht auf deinen Schmerz nehmen. Leider. :(
Natürlich hatte ich auch Situationen im Leben, an denen ich total am Boden war und mit Schicksalsschlägen konfrontiert wurde. Aber ich war meistens alleine und habe es mit mir alleine ausgemacht. Aber ich kann mich da an einen Freund erinnern, der jetzt leider recht weit weg wohnt, aber der so oft wie er konnte zu mir kam und sich zu mir gesetzt hat und einfach da war. Mir gezeigt hat, he, du bist nicht alleine, aber es gibt außer deinem Schmerz und Leid noch eine normale Welt die sich ohne dich weiterdreht.
Die Kunst aus solchen tiefen Löcher, Situationen und schwere Zeiten raus zu kommen, ist einfach durchhalten und sein Leid mit den schönen Momenten des Lebens zu füllen. Wenn man jemanden verloren hat, ist man versucht sich der Trauer völlig hinzugeben, was in einigen Fällen natürlich total in Ordnung ist, aber probiert es mal aus, an alles schöne zu denken was man mit diesem Lebewesen erlebt hat. Ich nenne es jetzt Lebewesen, weil das für Mensch und Tier genau gleich gelten kann. ;) Diese schönen Momente sollte man immer in den Vordergrund stellen, sich an ihnen festhalten, froh sein das sie gewesen sind.
Genauso ist es doch bei kranken Menschen. Man weiß und sieht es wie sie krank sind, wie sie immer mehr abbauen. Und es tut so tierisch weh, weil man so machtlos ist. Man zermartert sich den Kopf, was man tun kann. Man würde am liebsten den Schmerz auf sich nehmen, nur damit das Leiden für den lieben Menschen endet. Aber der leidende Mensch wird das merken.
Genau da müßte jetzt die positive Ausstrahlung kommen, die schönen Erinnerungen, die schönen Momente. Nehmt die Person in die Arme, macht die Augen zu und denkt an ein schönes Ereignis und teilt es in Gedanken mit diesem Menschen. Redet mit ihm darüber und lacht vielleicht gemeinsam über eine lustige Situation, usw. Zeigt einfach wie dankbar ihr seid, dieses mit der Person erlebt zu haben. Gebt euch und der Person einfach ein gutes Gefühl.
Natürlich sagt ihr, mache ich. Ich lasse mir nichts anmerken wie sehr ich mit leide. Sicher!? Ich bin überzeugt, daß die Person das merkt. Diese Person, die dich schon so viele Jahre kennt, weiß wie du denkst und fühlst, wird es merken wenn du etwas vorspielst. Aber wenn man selbst diese positiven Dinge in sich weckt, kann man sie auch weitergeben.
NAtürlich ist es dann gut, wenn man in den eigenen vier Wänden losheult wenn man zurück kommt und sich vom Partner erst mal in die Arme nehmen lässt. Aber auch dann sollte der Partner wieder das Positive rüberbringen und den Alltag mit seiner Normalität unbemerkt zum Vorschein bringen.
Probiert es aus. Seid dankbar für die Momente des Glückes und des Schönen. Seid nicht traurig, daß etwas nicht mehr ist, sondern seid dankbar das es gewesen ist.
Und glaubt mir, egal bei was und wo, egal wie tief man in der Scheiße steckt, es lässt sich irgendwo etwas positives finden. Und genau daran muß man sich festhalten und Kraft schöpfen. ;)

Und nein, bei mir ist alles in Ordnung und ich habe dieses Thema aus aktuellem Anlass bei jemanden aufgegriffen.