05.August 2017

 

Die Logistiker und das hohe Ross

 

 

 

Ich fahre ja jetzt schon recht lange in der Transportwelt innerhalb Europas und seit ca. 8 Jahren nur noch in Deutschland. Der Wandel, der die Transportbranche gemacht hat ist schon immens. Große Speditionen wurden immer größer und einige davon sind zu sogenannten Logistiker geworden. Ein Spruch unter den Fahrern: „Logistik hat nichts mit Logik zu tun.“ Ja, diesen Eindruck bekommt man manchmal, aber als Fahrer hat man ja kaum Einblick hinter die Kulissen und unlogisches ist manchmal einfach ein reagieren auf eine plötzlich aufkommende Situation.

 

Was mir in den Jahren aufgefallen ist, seit die Logistiker die Lager für große Unternehmen und Konzerne übernommen haben, haben sie begonnen abzuheben. Ja, nicht nur den Fahrern und kleineren Speditionen gegenüber, auch dem Kunden gegenüber, die ja irgendwie in eine Abhängigkeit gerutscht sind. Es ist manchmal unglaublich wie man da als Fahrer behandelt wird.

 

Bringt man im Auftrag eines Herstellers die angeforderte Ware eines Konzerns zu einem Lager des vom Kunden beauftragten Logistikers, geht ohne Anmeldung und Termin nichts. Ist irgendwo eine Lücke in der Informationskette, hat man als Fahrer die A…karte!

 

„Du bist nicht angemeldet“, wird man teilweise recht unverschämt, manchmal sogar ohne Begrüssung, angefahren.

 

„Ok, mir wurde gesagt, daß ich avisiert bin!“

 

„Nein, du mußt warten, wenn wir irgendwann Zeit haben melden wir uns bei dir!“

 

Als Fahrer nimmt man sich dann das Telefon und informiert seinen Disponenten. Wenn man regelmäßig für einen Hersteller fährt, gibt man dort auch gleich Info. Da heisst es dann vom Versand, daß man dem  zuständigen Verantwortlichen informiert. Jetzt wissen wir ja alle, das kann dauern. Der Verantwortliche ist informiert, sobald der Zeit hat ruft er den zuständigen Besteller des Auftraggebers an. Entweder tritt der dann in Verbindung mit dem Logistikunternehmen. Wenn man Pech hat, sind da noch ein, zwei Zuständige dazwischen. Und das daaaaaauert.

 

Eigentlich ist ja der Logistiker für die Einlagerung, Kommissionierung und evtl. Verteilung, bzw. Zustellung der Ware für die Produktion zuständig. Wie kann es da eigentlich sein, daß angeblich nicht genug Personal vorhanden ist um das Fahrzeug zu entladen. Wenn man die Ware eh selbst abladen soll und einfach in die Halle reinstellen soll, warum lässt man den Fahrer nicht einfach an die Rampe fahren und abladen? Warum lässt man ihn mindestens ein, zwei Stunden stehen um ihn dann selbst abladen zu lassen? Vorausgesetzt er lädt selbst ab! ;) Wenn der Fahrer dann noch so unverschämt ist und bemängelt die Tauschpaletten, die er ja im Sinne seines Auftraggebers tauschen muß, oder auch im Sinne seines Chefes, ist die Kacke  am dampfen.  Da wird man teilweise vom Lagerpersonal ganz schön derb angemacht. Teilweise wird auch mit Hausverbot oder es werden weitere Wartesanktionen angedroht, wenn man sich nicht versklavt und wagt zu widersprechen.  Ruckzuck wird der Auftraggeber informiert, daß da ein widerwilliger Fahrer steht, evtl. wird noch extrem übertrieben und schon geht die Kette zurück bis zum Chef des Fahrers. Wenn der Chef dann anruft, ist es leider oft so, daß dieser auf Druck vom Auftraggeber hin nicht anders kann, als den Fahrer zu bitten abzuladen,  bevor ihm zukünftig der Auftrag verloren geht

 

Manchmal bekommt man ja noch mit wie die Büroleute mit dem Kunden reden, der ja eigentlich der Auftraggeber ist und sie bezahlt. Da fragt man sich, wie der bezahlende Kunde sich so etwas gefallen lassen kann. In den Büros wird man als Fahrer ganz schön von oben herab behandelt. Da wird mit einem geredet, als wäre man deren Sklave und hätte nur ja zu sagen. Wehe, man getraut sich den Mund aufzumachen und vielleicht sogar noch etwas zu hinterfragen. Wir diskutieren hier nicht, wurde mir vor kurzem gesagt.

 

Das Lagerpersonal ist manchmal etwas umgänglicher. Auf jeden Fall wenn du zu 100% machst was sie sagen. ;)  Ich habe ja eigentlich kein Problem zu helfen wenn ich sehe das viel los ist, jemand krank ist und wenn man mit mir ganz normal umgeht. Sieht man aber, daß im Lager mindestens fünf Leute rumspringen, nur zwei Lkw an den Rampen sind und es stellt einer eine Ameise hin und sagt ohne Begrüßung, „kannst schon mal anfangen“, kommt von mir ein nein und ich gehe raus. Kommt einer zu mir und sagt: „Ein Kollege ist krank und ich muß noch etwas vorbereiten, könntest du mir bitte die Paletten hier hinstellen, so könnte ich etwas Zeit sparen“, bin ich der Letzte der nicht helfen würde. Es ist wie immer ein Geben und Nehmen. Ein freundliches Miteinander kann jedem eine Menge Ärger und Zeit ersparen.  

 

Auf jeden Fall hat sich das inzwischen so entwickelt, daß die Logistiker auf einem sehr hohen Ross sitzen. Durch ihre Lagerkapazität und Service, den sie an ihre Kunden verkaufen, haben sie eine gewisse Machtposition und spielen diese auch aus. Leider auch gegenüber den Fahrern, die ja eigentlich nichts dafür können, wenn irgendwo in der Informationskette eine Lücke ist. Gerade das Lagerpersonal, sollte doch eigentlich dieses Spiel erkennen und merken, daß sie in dieser Kette genauso wie die Fahrer das letzte Glied sind. Natürlich kann ich mir auch vorstellen, daß diese Logistiker jedes Mittel für Einsparungen einsetzen um die Leute unter Druck zu setzen. Ich denke, durch das Einsetzen von Leiharbeitern kann man von oben herab schon extremen Druck ausüben.

 

Und wer hat die A…karte?

 

Genau, wir Glieder in der letzten Kette. L