20. September 2018

 

Noch einmal das Meer riechen

 

 

 

Ich möchte euch eine kleine schöne, aber doch traurige Geschichte erzählen.

 

Diese Geschichte hat wirklich so stattgefunden, aber Ort und Namen sind geändert.

 

 

Vor vielen Jahren hat ein Mann einen Hund bekommen, der ihn sehr glücklich machte. Er taufte ihn Happiness. Ab da rief er ihn immer Happy! Sie bauten mit den Jahren eine sehr intensive Beziehung auf und der Hund durfte überall dabei sein. Happy schien das Meer sehr zu mögen, denn er tollte ausgiebig am Strand herum, sprang ins Wasser, warf sich in den Sand und räkelte sich. Nach dem toben und spielen, saßen sie dann gemeinsam nebeneinander, schauten auf das Meer, die Hand des Mannes kraulte sanft das Fell. Beide schauten auf das Meer hinaus und schauten fasziniert wie die Sonne im Meer versank.

 

So vergingen viele Jahre und sie erlebten schöne Zeiten miteinander und einer großen emotionalen Bindung. Aber das Alter geht nicht spurlos an einem vorbei. Da es immer beschwerlicher wurde, die Treppe in der Stadtwohnung zu erklimmen, beschloß das Herrchen außerhalb ein renovier bedürftiges Haus mit  Garten anzuschaffen. So konnte Happy, der immer mehr abbaute, immer schlechter sah und sogar das Gehör lies immer mehr nach, sich im Garten bewegen, brauchte keine Treppen mehr steigen.

 

Manchmal sahen die Nachbarn, wie Happy ganz langsam im Garten seine Runden dreht, immer öfter mal stehen blieb und einfach ausruhte, bevor er weiter lief. Naja, leider sah man dem Hund immer mehr an, wie er an Gewicht verlor und der Tierarzt meinte, wenn Happy keine Schmerzen hat ist alles gut. Sie werden merken wenn es wirklich nicht mehr ging.

 

Das Jahr davor war das Herrchen mit Frauchen schon vereist und hatten Happy beim Schwiegervater in Obhut gebracht, weil sie dem Hund die Strapazen nicht antun wollten. Aber dieses Jahr war wieder eine Reise ans Meer geplant und man hatte Strandnah ein Ferienhaus gemietet. Und das Schönste, man wollte Happy mitnehmen. Er soll nochmal an ihr geliebtes Meer. Er soll nochmal das Meer riechen und spüren.

 

Und tatsächlich, als sie nach der langen Reise mit dem Pkw und vielen Pausen am Meer ankamen, hob das Herrchen den Hund aus dem Auto. Plötzlich sah man, daß Happy unruhig wurde und schnupperte. Er merkte, daß er woanders war und konnte das Meer riechen. Und so vergingen einige Tage mit Spaziergänge am Strand und man konnte sehen und spüren wie gut es ihm tat. Wenn er sich freute, konnte er nur noch mit den Vorderfüßen hochhüpfen und hat gebellt. Das hat er öfter am Strand und Wasser gemacht. Man könnte meinen, daß er einen richtigen Aufschwung bekam.

 

Aber nach 6 Tagen baute er wieder radikal ab. Stand kaum noch auf und fraß kaum noch. Zeigt Happy jetzt, daß es soweit ist!? Ja, es scheint so. Nach einem Telefonat mit dem Tierarzt steht es fest. Also wird der Urlaub 2 Tage früher abgebrochen und die Heimreise wird angetreten. Noch bevor man zu Hause ankommt wird beim Tierarzt vorbei gefahren und Happy wird die letzte Reise antreten und über die Regenbogenbrücke gehen.

 

Er bekommt einen Ehrenplatz im Garten unter einem Bäumchen.

 

 

Ja, es ist eine traurige Geschichte, aber man sollte das Schöne und Gute herauslesen. Ist das nicht Liebe? Dem Hund zum Abschied einen letzten Aufenthalt an seinem geliebten Meer zu schenken? Zum letzten Mal nebeneinander am Strand zu sitzen und miteinander in Gedanken verbunden die gemeinsame Zeit genießen?

 

 

Irgendwie erinnert mich diese Geschichte an einen Film mit Till Schweiger. Da sind er und sein Kumpel zum Meer gefahren und nebeneinander gesessen. Ich weiß nicht mehr wie er hieß, aber ist ja egal. Das hier ist eine ganz eigene Geschichte. Eine Geschichte von der Liebe zu seinem Tier bis zum Tod.

 

 

Ich wünsche mir auch, daß jemand, wenn es bei mir so weit sein sollte, auch eine Reise macht. Aber in den Schwarzwald. Ich möchte dann nochmal in einer Lichtung liegen, die Natur riechen und den Geräuschen im Wald lauschen. J