Die Folgen der EU-Osterweiterung für die Transportbranche
Aus dem Blickwinkel eines einfachen Kraftfahrers
Ich kann mich noch recht genau daran erinnern, als mir die ersten polnischen Lkw auf der Straße begegneten. „Ach du Scheiße“ dachte ich, „mit was fahren denn die rum?“ Die Lkw sahen erbärmlich und auch nicht gerade straßenverkehrstauglich aus. Auf Autobahnabschnitten mit Lkw- Überholverbot gab es oft kilometerlange Konvois, angeführt von polnischen Lkw die nur 80 km/h fuhren - wenn überhaupt. Bei Lade- und Abladestellen traf man die Fahrer und sie waren eigentlich allesamt recht nett, aber seeeeehr langsam mit dem was sie taten. Verständigungsprobleme gab es damals auch schon, aber mit Händen und Füßen geht ja bekanntlich immer was. Wenn man sich mit ihnen unterhalten hat, kam oft zur Sprache dass sie nur einen bestimmten Geldbetrag vom Chef mitbekommen hatten. Der musste reichen, um damit zu tanken und auch für die Maut im Ausland. Deswegen fuhren sie meist zwischen 70 und 80 km/h, um den Verbrauch so gering als möglich zu halten und mit dem vorhandenen Geld auch wieder nach Hause zu kommen. Denn am Anfang fuhren sie alle wieder zurück…
Einige Zeit später, ich fuhr mittlerweile im int. Fernverkehr hauptsächlich in Süd-und Westeuropa, konnte man die Entwicklung hin zum heutigen Stand (der ja bekanntlich nicht unbedingt zum Vorteil der deutschen Speditionen ist) immer schneller und immer stärker beobachten. Immer mehr osteuropäische Lkw, zu dieser Zeit überwiegend polnische, sah man auf den Straßen. Auf der Fähre Calais-Dover und zurück wurden die westeuropäischen Lkw immer weniger. An Lade- und Abladestellen wurden die osteuropäischen Fahrzeuge immer mehr. Damals schon hat man vereinzelt an den Lade- und Abladestellen die Aussage gehört, dass man froh sei wenn ein deutschsprachiger Trucker komme. Dabei waren es damals noch gar nicht soooo viele.
In Irland habe ich mal einen Deutschen getroffen, der in Irland wohnte und dort auch als Lkw-Fahrer arbeitete. Selbst er hatte schon die Folgen der EU-Osterweiterung zu spüren bekommen. Gute und große irische Speditionen stellten vermehrt osteuropäische Fahrer ein. Auch hier zum damaligen Zeitpunkt noch überwiegend polnische Fahrer. Selbstverständlich für viel weniger Lohn als einheimische Fahrer. Er selbst merkte es, weil er kaum noch aus Irland rauskam. Für die Fahrten ins Ausland wurden viel lieber die billigen Fahrer eingesetzt. In Schottland wurde ich freudig begrüßt als sie merkten, dass ich ein „echter“ deutscher Fahrer bin und sie sich mit mir einigermaßen verständigen konnten.
So merkte man immer mehr die Unzufriedenheit bei den Kunden und Auftraggebern. Aber das änderte nichts an der Tatsache, dass immer mehr westeuropäische Fahrzeuge von den Straßen verschwanden. Denn letztendlich regiert die Frachtrate…
Auch auf den Park und Rastplätzen machte sich dieser „Trend“ bemerkbar. Wenn ein viel geselligeres Völkchen als die Westeuropäer fern der Heimat Landsleute traf, wurde das oftmals sogleich freudig begossen und es konnte durchaus sein, dass auf den Parkplätzen recht laut wurde. Auch damals schon, trotz zahlenmäßiger Minderheit, konnte man häufig die Konsequenzen spüren wenn man um Ruhe gebeten hat. War man freundlich, war es dann auch kurz ruhig, aber mit steigendem Alkoholspiegel wurde es wieder lauter. Hat man seine Nachtruhe energischer eingefordert, musste man aufpassen dass es nicht zu Handgreiflichkeiten kam oder man am nächsten Morgen irgendeinen Schaden am Fahrzeug hatte.
Bei mir dauerte der internationale Fernverkehr lediglich von 2006-2009. Dann war leider fertig für meinen damaligen Chef. Durch die Wirtschaftskrise und die EU-Osterweiterung, bei denen die Osteuropäer für weitaus günstigere Preise fahren konnten, konnte seine kleine deutsche Spedition nicht mithalten. Und so konnte man Jahr für Jahr hautnah auf den Straßen sehen, wie sich die osteuropäischen Lkw überall breit machten. Und es kamen immer mehr Länderkennzeichen dazu.
In den letzten zwei Jahren war es so, dass die Polen ganz schöne Probleme bekamen. In Polen ist alles viel teurer geworden, was natürlich dazu führte, dass die polnischen Fahrer mehr Geld wollten und brauchten. Da die Mindestlöhne in den osteuropäischen Ländern sehr gering sind und die Unternehmer nicht mehr zahlen konnten bzw. wollten, zog es die polnischen Fahrer in den Westen. Überall bekamen sie mehr Geld wie zu Hause. Aber auch um einiges weniger wie die einheimischen Fahrer, was natürlich die Berufsqualität in den westlichen Ländern sinken ließ. Sprachprobleme wurden durch das Einsetzen von Disponenten, die eine osteuropäische Sprache sprachen, überwunden. Das allerdings besserte nicht die Kommunikationsschwierigkeiten durch die Sprachbarrieren mit den Lade- und Abladestellen. Aber egal, Hauptsache billig um die Umsätze dadurch zu steigern. Und was passierte bei einigen polnischen Speditionen? Sie stellten Fahrer aus Bulgarien und Rumänien ein, die fahren billiger als die eigenen Landsleute. Inzwischen sind es Fahrer aus Litauen und Weißrussland.
Wenn man heute den Verkehr auf den Autobahnen beobachtet, kann man die Veränderung sehr gut sehen. Die Osteuropäischen Lkw fahren nicht mehr 80 km/h oder weniger. Nein, sie fahren auf Biegen und Brechen. Gaspedal durchgedrückt, unterschreiten den Sicherheitsabstand, überholen im Überholverbot. Natürlich ist das jetzt ein Vorurteil. Es machen auch einige Deutsche, aber wenn man ehrlich ist, sind es vermehrt die Osteuropäer. Was auch extrem auffällt, die Lkw sind moderner und besser. Man sieht viele Euro 5 und Euro 6 Lkw. Wirklich Wahnsinn, wie sich das geändert hat. Ich habe schon öfter deutsche Fahrer schimpfen gehört „die fahren zum Teil viel bessere Lkw wie wir. Wie machen die das nur?“
Nach fast vier Jahren intensivem Beobachten der Transportbranche, sehr vielen Gesprächen mit Fahrern, Unternehmern, Verbänden, Journalisten, Gewerkschaftlern und Politikern sind einige Resultate aufzuweisen. Natürlich sind die für einen Fahrer schwer zu beweisen, aber diese Schlussfolgerungen muss man ziehen, wenn man mit offenen Augen die Transportbranche beobachtet und erlebt.
Wie schaffen es also die osteuropäischen Speditionen, die Transportpreise so im Keller zu halten und trotzdem Gewinn einzufahren. Was haben sie für Vorteile im Gegensatz zu westeuropäischen Spediteure?
1. Niedrigere Lohnnebenkosten, Mindestlohn aus dem Heimatland, sehr hohe Spesen und Prämienzahlungen, Bezahlung nach Km.
2. Kabotagebetrug
3. Gefälschte Tüv-Dokumente
4. Tachomanipulation
5. AdBlue-Manipulation
6. Leihwagen von Schwesterfirma im Ausland
7. Mangelnde Kontrollen
8. Nachtsprünge, nachts sind die meisten schwarze Schafe unterwegs
9. Schwertransporte
10. Zu wirre und undurchsichtige Zuständigkeit der Behörden
11. Planensprinter
12. Fahrertausch
13. Kombiverkehr
1.
Was eigentlich von Anfang an genannt wurde, dass Lohnnebenkosten in den osteuropäischen Ländern um einiges geringer sind, als bei uns. Zum einen hängt das natürlich mit dem Mindestlohn zusammen, auch vom allgemeinen Lohngefüge und natürlich sind die Lebenshaltungskosten geringer in diesen Ländern. Leider haben wir Fahrer nicht die Möglichkeiten das ganze Lohn und Steuersystem in diesen Ländern zu durchleuchten. Auf jeden Fall haben wir schon sehr viele Aussagen von Fahrern gehört, dass sie ein sehr niedriges Grundgehalt haben und sich ihr Lohn aus sehr hohen Spesen und Prämien zusammensetzt. Was wir unter vorgehaltener Hand gehört haben, aber niemand finden werden der das bestätigt, ist das sie nach Km bezahlt werden. Deshalb heizen sie auch mit Vollgas über die Autobahnen , überholen im Überholverbot, usw.!
2.
Kabotagebetrug. Ziemlich schnell haben wir herausgefunden, dass in Deutschland die Kabotage schamlos ausgenutzt wurde. Aber warum war das so und ist teilweise noch so? Keinen hat es interessiert und nachgeschaut. Ich selbst habe bei einer Abladestelle herausgefunden, dass da niemand etwas von Kabotage wusste. Da wurde ein polnisches Fahrzeug beladen und ich habe nachgefragt, ob sie wissen und auch kontrollieren ob das Fahrzeug schon Kabotage diese Woche gefahren hat. Kabotage? Was ist das? Da das Thema Kabotage seit vier Jahren durch die Medien geistert, haben die Firmen angefangen die Kabotage durch diverse Tricks zu umgehen. Durch diverse Gespräche kam mal eine Aussage von einem osteuropäischen Fahrer, das er regelmäßig von Kassel nach Freiburg fährt. In der dritten Tour hat er eine Teilladung von einer Palette, manchmal auch nur ein Paket, das er grenznah in Frankreich ausliefert. Wenn er dann wieder über die Grenze kommt, darf er erneut drei Kabotagefahrten tätigen. Aber kontrolliert wurde er auf Kabotage noch nie. Man bekam auch Aussagen, die wir auf dessen Wahrheitsgehalt nicht kontrollieren konnten, dass teilweise ein Austausch von Kennzeichen und sogar der OBUs stattfinden soll.
3.
Unser lieber belgische Polizist Raymond Lausberg fand in diversen Kontrollen heraus, dass viele Osteuropäer gefälschte Tüv-Bescheinigungen dabei hatten. Laut Auswertung des digitalen Kontrollgerätes fand er heraus, dass zum Zeitpunkt des angeblichen Tüv das Fahrzeug nie und nimmer im Heimatland gewesen sein kann. Außerdem kamen ihm auch einige deutsche Tüv-Bescheinigungen zum Vorschein. Was diese Sache betrifft, findet doch eine illegale Sache statt, die den Fahrer, aber auch andere Verkehrsteilnehmer einer rollenden Gefahr ausgesetzt ist.
4.
Tachomanipulation ist doch einer sehr verbreitete Sache, wie auch der belgische Polizist in Belgien erschreckenderweise oft feststellen musste. Verbreitet ist natürlich der bekannte Magnet, aber wir hatten auch schon Kenntnis über ein elektronisches Gerät, das irgendwo eingebaut wird, das der digitale Tacho auf Pause steht, obwohl es eigentlich die Fahrzeiten und Arbeitszeiten aufzeichnen sollte. Da hatten wir einen Hinweis von einem Fahrer, dessen Information wir den zuständigen Behörden weiter gegeben haben. Natürlich stimmt da auch der Km-Stand nicht mit den tatsächlich gefahrenen Km überein. Was natürlich auch mit den nötigen Inspektionen, die nicht rechtzeitig gemacht werden, ein höheres Sicherheitsrisiko betrifft. Ganz zu schweigen von den Fahrzeiten die nicht aufgezeichnet werden und der Fahrer eventuell mehr Stunden am Steuer ist wie erlaubt. Sollten die Fahrzeuge irgendwann verkauft werden, stimmt der tatsächliche Kilometerstand mit dem angezeigten Kilometerstand nicht überein und dadurch findet erneut ein betrug statt.
5.
Die AdBlue-Manipulation ist im Moment in aller Munde durch einen TV-Bericht. Da sollen Osteuropäische Speditionen, ein recherchiertes Beispiel aus Rumänien, ein Teil einbauen das man aus dem Internet bekommt um damit dem System vorzugaukeln, dass AdBlue im Tank ist. Naja, die wirtschaftliche Ersparnis ist im ersten Moment nicht so groß, aber es ist trotzdem ein Betrug bei der Maut. Bezahlt wird Maut für ein Euro 5 oder Euro 6 Fahrzeug, dabei bläst durch dieses Bauteil mehr Schadstoffe in die Luft, wie ein Euro 1 Fahrzeug. In dem Film wurde gezeigt, dass die polnische Polizei davon schon länger Kenntnisse hat und schon gezielt danach sucht. Die wissen genau in welchem Fahrzeug sie wo schauen müssen um das verbaute Teil zu entdecken. In diesem Fall war es ein Lkw aus Litauen. Aktuell hat die Polizei Hamburg am 25.01.2017 einen türkischen Sattelzug beschlagnahmt, der ein professionelles Teil eingebaut hatte, das mit einem Kippschalter ein und aus schaltbar war, um damit den Tachographen zu manipulieren. Außerdem wurde bei ihm auch der AdBlue-Emulator entdeckt. Somit konnte man sehen, dass vermehrt betrogen wurde. Somit ist der Schaden für den deutschen Staat doch sehr hoch.
6.
Durch ein Telefonat mit der BAG Stuttgart kam es in einem Verdachtsfall in Mannheim zur Sprache. Die Aussage einer BAG-Beamtin: "Deutsche Firmen mieten sich in Osteuropa Lkw, manchmal auch mit Fahrer und lassen sie hier fahren. Da der deutsche Unternehmer eine deutsche Transportgenehmigung hat, fährt das Fahrzeug mit Osteuropäischen Kennzeichen keine Kabotage." Das war ja für uns eine ganz neue Erkenntnis. Die Frage kam auf, was für Vorteile so eine Handlung hat. Der Kostenvorteil bei Steuer und Versicherung kann ja nicht so extrem hoch gegenüber von Deutschland sein. In einem aktuellen Fall wurde an einer Ladestelle die Papiere kontrolliert. Ein polnischer Fahrer, der mit einer polnischen Zugmaschine und einem in Deutschland zugelassenem Auflieger laden wollte, konnte die Transportgenehmigung und Transportversicherung nicht vorlegen. Nachdem die "deutsche Spedition" angerufen und die nötigen Papiere vorgelegt wurden, konnte man sehen, dass der Chef Inhaber der deutschen und polnischen Firma war. Die deutsche Firma hat in der polnischen Niederlassung die Zugmaschine gemietet. Der Chef brachte die erforderlichen Papiere mit. Doch auf den Genehmigungen stand ja kein Kennzeichen von der Zugmaschine drauf. Was hat das jetzt zu bedeuten? Man könnte spekulieren und sagen, ok er mietet in seiner polnischen Niederlassung, die evtl. eine Briefkastenfirma ist, eine Zugmaschine, oder vielleicht mehrere!? Hat aber evtl. nur eine Transportgenehmigung und lässt die Fahrzeuge ohne Genehmigungen fahren. Bei der Kontrolldichte ist die Wahrscheinlichkeit nicht sehr groß, dass er erwischt wird. Sollte sie mal verlangt werden, kommt der Chef und sagt, dass der Fahrer die Unterlagen vergessen hatte. Naja, wie rechnet er jetzt die Fahrten ab? Verkauft er an seine polnische Niederlassung diesen Transport und gibt in Deutschland an, den Auftrag mit einem Gewinn von 20 Euro verkauft zu haben? Natürlich sind das alles Spekulationen, aber auf jeden Fall denkbar.
7.
Mangelnde Kontrollen sind in Deutschland ein sehr großes Problem. Was nützen riesen Kontrollen an einer Stelle? Innerhalb kurzer Zeit spricht sich über Funk und soziale Medien diese Kontrollen rum. Wenn ich an früher denke wie es in Frankreich war, fast an jeder Mautstelle war die Polizei und hat Fahrzeuge rausgeholt. Ok, es ist inzwischen auch dort weniger geworden, aber wenn man sieht was in Deutschland und Europa gemacht wird, sind solche flächendeckenden Kontrollen bei Tag und Nacht sehr nötig. Es ist in meinen Augen sehr traurig was hier passiert. Man muss sich mal überlegen, wir Fahrer fordern mehr Kontrollen
8.
Ganz extrem ist es wenn man nachts unterwegs ist. Unglaublich wie da gegen die Gesetze verstoßen wird. Aber ganz ehrlich!? Man kann es ja, ist ja eh keine Polizei da, die etwas dagegen tun könnte. Auch am Tag ist es so, aber Nachts sieht man auch sehr viele deutsche Fahrzeuge. Da ja Nachts noch weniger Kontrollen sind wie am Tag, kann man sich ja vorstellen, dass das die Unternehmer und Fahrer auch wissen und diese Zeit nützen um gegen Gesetze zu verstoßen. Wer merkt schon, dass da ein Magnet im Spiel ist und das Aufzeichnungsgerät dadurch manipuliert wird? Wer will kontrollieren, dass man betrügt und elektrische Teile verbaut hat um bei der Maut zu betrügen und dadurch Kosten zu sparen?
9.
In der Schwertransportbranche bekommen wir ab und zu schwere Verstöße gegen die Auflagen für den Transport gemeldet. Wir haben auch schon die Behörden eingeschaltet und es wurden Transporte an der Abfahrt gehindert. Da auch diese Transporte überwiegend Nachts stattfinden, gibt es auch viele Möglichkeiten zu betrügen. Da sind Fälle und Firmen bekannt, wo der Fahrer eine Zeitlang ohne Karte fährt. Auch werden Auflagen nicht eingehalten, dass zum Beispiel der Transport mit Polizei begleitet werden muss, aber das kostet ja zusätzlich Geld und das kann man ja einsparen. Geschwindigkeitsreduzierungen auf Brücken werden nicht eingehalten. Obwohl der Transport sehr schwer ist und in den Auflagen steht, dass der Transport nur mit 50 Km/h über die Brücke fahren darf, wird ohne Polizeibegleitung und ohne die Geschwindigkeit zu reduzieren über die Brücke gefahren. Muss sicher nicht bei jedem Transport so sein, kommt aber öfter vor. Natürlich kann man Kosten einsparen und so eventuell den Gewinn erhöhen. Und wer will das kontrollieren? Bei den Ämter die den Transport genehmigen, fragt sicher keiner nach, ob da alle Auflagen eingehalten wurden. Auch sind im Schwertransport einige Kabotagefälle bekannt, vor allem bei den Fahrten für die Windräder. Auch da gibt es größere deutsche Unternehmen, die in Osteuropa Niederlassungen haben und die in Osteuropa angemeldeten Zugmaschinen fahren in Deutschland. Teilweise verlassen sie Deutschland auch nicht mehr.
10.
Wenn man jetzt die Behörden in anderen Ländern beobachtet, kann man sehen, dass die Polizei mehrere Delikte kontrollieren kann und darf. In Deutschland ist das alles viel zu kompliziert. Je nach Behörde, muss die eine Behörde eine andere dazu ziehen. Es wäre um einiges einfacher, wenn in Deutschland die Polizei, Zoll, BAG, Gewerbeaufsichtsamt, usw. besser, einfacher und unkomplizierter zusammen arbeiten könnten.
11.
Die Planensprinter sieht man sehr oft. Einige sind damit Monatelang in Europa unterwegs und wenn man sieht, wie wenig Platz diese Fahrzeuge haben, kann man sich schon vorstellen wie die Fahrer darin Monatelang leben. Ich habe bei ladestellen schon welche getroffen, die hatten nicht mal einen Topsleeper, also einen Koffer auf dem Dach wo sie schlafen können. Man sieht inzwischen extrem viele Planensprinter aus Osteuropa. Sie fahren für extrem billige Preise die Kurierbranche in Grund und Boden. Kampfpreise, bei der einige kleine Kurierunternehmer keine Chance zum Überleben haben. Aber auch hier habe ich durch eine Unterhaltung mit einem rumänischen Sprinterfahrer erfahren, dass sie einen Stützpunkt in der Nähe von Reutlingen haben. Das heißt, der Chef hat dort ein Haus wo er ein Büro hat und im Internet Transportaufträge besorgt und sie an Fahrer weitergibt. Am Wochenende sind die Fahrer mit ihren Planensprinter am Stützpunkt und der Chef gibt ihnen im Haus eine Schlafmöglichkeit am Wochenende. Durch dieses Gespräch kamen die Gedanken. Das Büro dieser rumänischen Firm ist in Deutschland, da die Sprinter in Rumänien angemeldet sind, wird er sein Gewerbe sicher nicht in Deutschland angemeldet haben. Das heißt doch, dass hier unserem Staat, Steuereinnahmen in unbekannter Höhe verloren gehen. Sei es durch die Steuereinnahmen des Umsatzes, die Steuereinnahmen der Fahrer und natürlich der Fahrzeuge.
12.
Wir Fahrer und auch sicher die Autofahrer, die beruflich oder privat manchmal auf den Autobahnen unterwegs sind, ist ein Fahrertausch sicher schon aufgefallen. Da stehen mehrere Lkw von einer ausländischen Spedition auf dem Parkplatz. Und da steht auch entweder ein Bus, oder mehrere Kleinbusse. Die Menschen sind damit beschäftigt, ihre Sachen aus dem Lkw auszuräumen, in dem sie eine längere Zeit ihrer Arbeit in Deutschland und ganz Europa nachgegangen sind. Und die Anderen laden ihre Taschen und Utensilien die sie brauchen um im Lkw eine gewisse Zeit leben zu können. Da wurde von der belgischen Polizei schon festgestellt, dass die Fahrer die Anfahrt zum Lkw im digitalen Tachografen nicht eingetragen haben. Da ist der Verdacht groß, dass ein Fahrer über 10 Stunden zum Lkw gefahren ist, sich dann in den Lkw setzt um weitere 9 oder 10 Stunden zu fahren. Das kann natürlich sehr gefährlich sein, wenn ein übermüdeter Fahrer am Steuer eines Sattelzug sitzt. Was natürlich auch zu bedenken ist, warum wird nicht im Heimatland der Lkw übernommen? Es wird bezweifelt, dass diese Lkw ihr Heimatland gar nicht, oder wenn überhaupt zum Tüv, was ja auch schon widerlegt wurde, in ihr Land kommen. Das heißt, ein Großteil der Osteuropäischen Flotten, sehen ihr Heimatland niemals.
13.
Der Kombiverkehr wird zum größten Teil von Osteuropäer gefahren. Warum? Da hat die EU eine große Lücke in den Verordnungen gelassen. Kombiverkehr heißt, Transportkombination von Luft, Schiff, Zug und Straße. In Kombiterminals, die meistens in den Häfen der Städte existieren, kommen per Schiff und Zug die Container oder ganze Auflieger an, die dann die Fahrer im Umkreis, Luftlinie, ausliefern können und wieder zurück zum Terminal bringen können, ohne das es als Kabotage gilt. Auch da trifft man immer in Hafennähe gewisse Plätze an, die von ihnen als Parkplätze zum übernachten genutzt wird. In der Regel dürfen sie alle 2,3 Wochen ein Wochenende nach Hause. Auch hier ist es ungewiss, ob sie ihre Heim und Rückfahrt im digitalen Tacho nachgetragen wird. Was in meinen Augen auch sehr bedenklich ist, die Fahrzeuge sind das ganze Jahr in Deutschland. Warum müssen sie nicht in Deutschland angemeldet werden? Warum werden die Fahrer nicht in Deutschland angemeldet, wenn sie doch das ganze Jahr in Deutschland leben außer vielleicht im Urlaub und alle zwei Wochen das Wochenende? Werden die Umsätze der ausländischen Speditionen in Deutschland versteuert? Wohl eher nicht. Geht hier nicht auch viel Geld für unseren Staat durch die Lappen. Es gab ja auch schon Überlegungen, ob die Kombifahrten überhaupt Kombifahrten sind, wenn die Ware den deutsch Boden berühren und hier verzollt sind, kein Kombiverkehr mehr sind!?
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So, das war die Transportbranche aus den Augen eines Lkw-Fahrers gesehen und die Gedanken dazu.
Wenn man jetzt alles zusammen nimmt und sieht, welche Möglichkeiten, ob legal oder illegal die osteuropäischen Speditionen haben und wahrscheinlich auch ausnützen, kann man sich vielleicht schon vorstellen, dass die deutschen Speditionen, die ehrlich arbeiten extreme Nachteile haben in dieser Branche zu bestehen. Wie soll man als Fahrer noch seiner Leistung und Qualifikation entsprechend fair belohnt werden? Die Unternehmer haben dadurch einen extremen Druck und müssen manchmal Aufträge annehmen die nicht so lukrativ sind.
Natürlich muss man auch zugeben, dass hinter diesem Lohn und Frachtendumping sehr viele große Logistiker in ganz Europa Schuld sind. Um ihre Gewinnspanne zu vergrößern geben sie lieber einem billigen Ostspediteur ihr Ladungen weiter, als einem teuren westeuropäischen Unternehmer.