7. April 2016 ·

 

Die anderen Fahrer laden alle ab!

 

Ich hatte heute Morgen einigen Spaß in Mönchengladbach.
Da gibt es eine Spedition, die ein Außenlager haben. In diesem Außenlager hat eine Firma, die Ware von unserem Auftraggeber bekommt, einen Teil des Außenlagers angemietet. Der Empfänger ist aber anscheinend nur zwei Mal in der Woche im Lager. Auf jeden Fall kam ich heute zum dritten Mal hin und hatte beim letzten Mal so eine ähnliche Situation.
Als ich angefahren kam, kurz vor sieben, stand schon ein Lkw dort. Als ich angehalten habe ist der Fahrer in das andere Gebäude gelaufen, das zu diesem Außenlager gehört. Als er zurück kam, grüßte ich und fragte ihn was sie gesagt haben.

Ein brummiges:

"Moin, an die Rampe fahren und das Zeug in die Halle stellen."

Ok, ein typischer deutscher Morgenmuffel.
Als er angesetz hatte, habe ich ihm noch geholfen die Rampe herunter zu klappen und ranzuwinken. Entweder hat er ein Dankeschön genuschelt, oder es kam wiklich keins. Aber kein Problem, ist man ja gewöhnt.
Ich bin dann erst Mal zum Lkw, weil dieser brummige Kollege ja eh nicht gesprächig war. Als das Tor aufging beobachtete ich, wie der Fahrer die Paletten mit dem Hubwagen in die Halle fuhr. Ok, der lässt den Arsch mit sich machen. Raus aus dem Lkw und mal die Situation aus der Nähe betrachten.
Da war tatsächlich ein Staplerfahrer, der die Paletten ca. 3 Meter weit in der Halle entgegen nahm und die Paletten in einer Reihe stapelte. Beim dritten Mal wirft er mir einen Blick zu. Ein fröhliches:

"Guten Morgen" werfe ich ihm entgegen. . . . . . . . . Nichts! Ohhhh! Noch so ein Morgenmuffel! Das wird ja interessant. Irgendwann hält er doch noch bei mir an, sozusagen als Belohnung für mein geduldiges warten. Also schmettere ich ihm nochmal ein fröhliches:

"Guten Morgen" entgegen! Es spricht!

"Moin", kommt mir nicht gerade fröhlich entgegen. Aber auch das hält mich nicht auf, ihm fröhlich zu verkünden, daß ich auch die gleiche Ware wie der nette Kollegen habe.

"Wenn der fertig ist, räume ich die Reihe da hinten frei und dann stellst du die Paltten in diese Reihe!" Oh! Ein Feldwebel!? Was war das denn für ein Befehlston? Als er weiterfahren will, grinse ich ihn an und sage:

"Nö!"
"Was heisst hier nein? Alle Fahrer machen das!"

"Schön", sage ich, "da sind sie selbst Schuld, ich bin nicht jeder Fahrer und ich mache das nicht."

Er scheint wohl zu wissen, daß ich auf einem Ohr fast nichts mehr höre und er wird lauter!

"Dann kannste wieder fahren, wenn du nicht abladest! "

"Okay," meine ich, "Annahme verweigert, Tschüß."

Als ich mich wegdrehen will, sagt er in einem immer noch lauten Ton.

"Wir sind nur die Hallenvermieter und haben mit dem Empfänger sonst nichts zu tun."

"Okay," meine ich, "wer unterschreibt meine Papiere wenn ich abgeladen habe?"

"Ja ich," meint er!

"Ok, dann nimmst du die Ware entgegen und fährst die Ware in die Halle."

"Nein, ich habe andere Sachen noch zu tun."

"Gut," sage ich, "ich auch. Aber ich mache dir ein Angebot, ich stelle dir die Paletten auf die Rampe und du fährst sie rein."

"Nein, das mache ich nicht."

"Hm!? Das letzte Mal wurde das auch so gemacht", meine ich.

"Das kann gar nicht sein," schnauzt er mich an, "seit ich dieses Lager mache, hat es das noch nie gegeben. "

"Doch," sage ich immer noch freundlich und bekomme immer mehr Spaß an der Sache. "Nach einem Telefonat mit deinem Chef, kam ein Kollege von dir und hat die Paletten in die Halle gefahren."

"Das kann nicht sein", meint er immer noch total aufgebracht.

"Okay, ich mache dir nochmal das Angebot," sage ich freundlich. "Ich stelle die Paletten mit dem Hubwagen von meinem Auflieger auf die Rampe und du fährst sie rein."

"Nein, mache ich nicht."

"Ok", sage ich, "dann stelle ich dir die ganze Front von den Rampen zu und dann bin ich weg."

"Dann unterschreibe ich dir nicht," ätzt er mich an.

Ich grinse und sag:

"Kein Problem, ich mache Fotos und gebe das so weiter."
In der ganzen Zeit, ladet der andere Fahrer fleißig die Paletten ab und der Staplerfahrer stapelt die Paletten weiter. Dieses Zwiegespräch fand statt, immer wenn er eine Palette aufnahm. Aufnehmen!? Ich packe mein Smartphon aus und fotografiere, wie der andere Fahrer die Paletten abstellt, wie der Staplerfahrer die Paletten aufnimmt und wie er sie stapelt.

"Das darfst du nicht, meine Spedition ...... untersagt dir das."

"Keine Panik, das kommt in mein persönliches Album bei Facebook, wo ich aufzeigen werde, wie Fahrer als Lagerpersonal missbraucht werden."
Als er das nächste Mal kam, sagte ich zu ihm:

"Weißt du, ich bin von einer Fahrerorganisation und kämpfe für die Rechte der Lkw-Fahrer und da kann ich doch nicht das machen, wogegen ich kämpfe."

"Fahrerorganisation?" fragt er.

"Ja," sage ich, "wir Fahrer tun uns zusammen und wir werden immer mehr, das wirst du schon noch merken."

"Aha", und er fährt wieder weg.
Als er das nächste Mal kam meinte er:

"Wenn du mir die Palletten in die Halle stellst, fahre ich sie weg."

"Nö", meine ich, "schau mal auf den Lieferschein was das steht!"

"Frei Hof, ja und?"

"Das heisst, für mich ist mein Auftrag erfüllt wenn ich hier auf dem Hof bin. Daß ich dir die Paletten auf die Rampe stelle, ist von mir ein entgegenkommen, weil ich das ja eigentlich nicht machen müßte." Drehe mich rum und gehe zum Lkw. Der andere Fahrer war dann fertig und ich bin an die Rampe gefahren. Ich nehme den Hubwagen und stelle die erste Palette auf die Rampe! Und siehe an, es geht!
Es war ungefähr das gleiche Spiel wie beim zweiten Mal als ich da ankam, nur mit einem anderen Lagerarbeiter.
DIe andere Sache ist ja, daß wir das für den Hersteller fahren. Wenn jetzt zwischen Hersteller und Kunde vereinbart wird, daß die Fahrer das abladen müssen und in die Halle stellen sollen, werden wir das wohl machen müssen.
Mal schauen wie es das nächste Mal läuft.