22. März 2016 ·

 

Nur keine Hektik


Was für einen ersten Arbeitstag nach dem Urlaub.
Zuerst hat er ja gut angefangen. Der Abstandsauflieger war frei und leer. Also aufsatteln und zur Ladestelle fahren. Ca. 6:40 Uhr war ich dort. Naja, erst Mal warten, Ware noch nicht fertig. 7:30 Uhr kommt der Werksdisponent. 7:45 Uhr bekomme ich die Ladeliste, Staplerfahrer schaut in den Computer und meint, fünf von 14 Paletten sind schon fertig, ich soll noch warten. 8:15 Uhr fahre ich dann an die Rampe und warte und warte. Irgendwann kommt ein Staplerfahrer und beginnt zu laden. Er meint, das kann noch mindestens eine Std dauern. Ok, kann man ja nix machen. Nachdem 6 Pal. drauf sind, kommt ewig keiner mehr. 9:40 Uhr kommt der Staplerfahrer und meint, mach zu, mehr gibt es nicht. 6 Paletten und damit bis unterhalb von Strasbourg?

Ok, eigentlich egal, ob ich 30 oder 6 Paletten habe.


Rückladung hatte ich dann in Kehl. Sammelgut für ein Baumarktzentrallager. Tierfutter!
Da angekommen, standen schon zwei an der Rampe und einer der noch wartet. Die Fahrer waren anscheinend schon genervt von der Schnelligkeit an der Ladestelle.

Als ich mich beim Staplerfahrer gemeldet habe, wußte ich warum. Total hektisch und gestresst. Ein Franzose, den man wie ein Fahrer meinte von Frankreich über den Rhein nach Deutschland geworfen hatte.

Naja, ich lasse mich von der Hektik und dem genervt sein nicht anstecken und fahre an die zugewiesene Rampe. Zwischendurch gehe ich mal nachschauen wie es bei den anderen so läuft. Der Letzte von den beiden die schon an den Rampen stehen sind fertig. Cool. Läuft ja, aber tooootaaaal laaaaangsaaaam.

Dann ist erst Mal noch der andere Kollegen der vor mir war dran. Also mal ganz entspannt in Facebook posten und weiter warten. Dann sehe ich, wie der Staplerfahrer die Rampe bei mir auflegt und zu mir kommt.

"Mach den Auflieger bitte ganz hoch."

Ok. Hektisch rennt er weg und holt die Ladescheine. Dann meint er auf die E-Ameise hinzeigend, er holt die Ware und ich soll sie auf den Auflieger fahren.

Ich frage ihn: "Was bezahlst du denn wenn ich das mache?"

"Ok, ich kann sie dir dann ja reinfahren, dauert aber länger."

"Hm!? Kein Problem", sage ich.

Er schaut mich erstaunt an und meint:

"Ich rauche jetzt erst noch eine." und schaut mich erwartungsvoll an.

"Ok", sage ich, "ich dampfe jetzt auch eine."

Während er hektisch an der Zigarette zieht fragt er warum ich so ruhig bin und kein Theater mache?

"Hm!? Warum sollte ich? Würde ja an der Schnelligkeit hier nichts ändern, also warum soll ich mich aufregen?"

Er schüttelt den Kopf.

"Alle Fahrer kommen immer nur und machen Hektik und Stress. Damit stecken sie mich an und ich komme manchmal total fertig nach Hause."

"Ok", sage ich. "Wenn du dich jeden Tag so aufregst und hektisch bist, wirst du 10 Jahre früher sterben. Ich werde 10 Jahre länger leben weil ich mich nicht aufrege. Das Leben ist doch zu schön um es wegen unnötiger Hektik und Stress viel zu früh zu beenden."

"Hm", meint er, "da haste auch wieder recht."

Plötzlich beginnt er mit einem Lächeln im Gesicht zu laden. Er ist zwar immer noch hektisch, aber das scheint im angeboren zu sein. Als er wiedermal reinfährt und er zu hektisch die Palette schiebt, gehe ich auch auf den Auflieger um zu helfen. Er sieht micht und meint ganz erschrocken und hektisch:

"Pass auf. Geh lieber raus bevor etwas passiert."

Ich grinse ihn an und meine:

"Bleib cool, ich habe gesehen wie du mit dem Stapler fährst und bin dadurch doppelt vorsichtig!" und lache!

Da haut er die Bremse rein, schaut mich an und lacht.

"Der war gut, geb mir fünf!"

Also rede ich nochmal auf ihn ein, ruhig zu bleiben, dann lässt sich viel einfacher arbeiten. Dann klappt es plötzlich, ohne daß sich die Paletten nochmal verkannten. Die letzten vier Paletten will er mir quer reinstellen. Ok, mach das. Er fährt sie mit dem Stapler auf die Rampe. Er steigt ab und nimmt die Ameise, als bei ihm das Telefon klingelt. Er geht ran. Ich will ihm die Ameise aus der Hand nehmen, damit er erst Mal telefonieren kann. Er schiebt meine Hand weg und meint:

"Das war meine Frau, mein Rottweiler zu Hause!" und lacht!

Ok, er scheint inzwischen ruhiger und entspannter zu sein. Die letzten Paletten fährt er mir dann mit der Ameise auch noch auf den Auflieger. Als ich dann das Spannbrett anbringe und er die Rampe zurückfährt, gibt er mir die Hand, bedankt sich und meint, ich solle vorsichtig fahren.

Ich sage zu ihm:

"Bleib in Zukunft ruhiger, lass dich nicht von den Launen, Hektik und Stress anderer anstecken. Denk an deinen Rottweiler, daß sie noch lange an dir hat."

Er lacht und wir gehen beide unsere Wege.


Ich habe solche ähnlich Situationen schon öfters erlebt. WIr Fahrer haben bei den Ladestellen teilweise einen total schlechten Ruf, weil wir uns von der Hektik und Stress, der Disponenten und Chefs anstecken lassen. Doch mal ganz ehrlich, was hat diese Hektik und Stress denn gebracht? Ist dadurch alles schneller gegangen? Meiner Erfahrung nach, eindeutig nein. Egal wie beschissen der Tag war, egal wieviel Stress man hat und aufgedrückt bekommt, der Staplerfahrer kann nichts dafür. Das Gleiche gilt natürlich auch für die Verlader! Wir Fahrer können auch nichts für euren Stress und euren beschissenen Tag.

Gemeinsam haben wir alle nur ein Ziel. Den Feierabend.

 
Lasst euch nicht stressen, bleibt ruhig und gemeinsam geht alles viel entspannter. In diesem Sinne, wünsche ich euch allen einen schönen, stressfreien Tag.