20. August 2017

 

 

Ich kann nicht lesen …..

 

 

 

Heute mal eine Geschichte, die mir Udo diese Woche erzählt hat. Ich mußte so lachen und sagte, daß er sie so aufschreiben soll wie er sie erzählt hat. Aber das kann er nicht. Mir ging diese Woche die Geschichte durch den Kopf und ich fragte ihn ob ich sie aufschrieben soll. Das Problem ist nur, ich kann sie nicht so schreiben und erzählen wie er spricht. Also habe ich die Geschichte aus der Erinnerung von der Erzählung geschrieben und habe sie in der Ich-Form geschrieben.

 

Aslo, ich selbst habe sie nicht erlebt.

 

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Es war wieder mal an der Zeit, daß ich für einen Baumarkt in Bayern laden mußte. Diesen Baumarkt fuhr ich sehr ungerne an, weil da ein Typ an der Warenannahme die Ware entgegen nimmt, der anscheinend eine schlecht Kindheit gehabt haben muß. Oder er hat privat sehr viele Probleme und kann das bei  seiner Arbeit nicht trennen.

 

Als ich mit meinem Lkw ankam, stand das Tor offen. Nanu!? Das ist das erste Mal. Normalerweise ist es geschlossen und man muß außen am Tor klingeln und sich über die Sprechanlage anmelden. Auch wenn nichts los ist, wartet man in der Regel mindestens 20,30 Minuten bis sich das Tor öffnet.

 

Aber irgendwie habe ich keine Lust zu klingeln, ich möchte heute mal provozieren. J Also steige ich aus und laufe einfach rein. Es ist einer der wenigen Baumärkte, bei denen richtig Platz ist und man sogar im Hof wenden kann. Als ich kurz vor der Tür der Warenannahme war, kommt Mister Dauerübelgelaunt rausgeschossen und zeigt mit ausgestecktem Arm in die Richtung aus der ich gekommen bin! „Was soll das? Warum klingeln sie nicht wie es üblich ist am Tor?“

 

„Guten Tag“, sage ich höflich, „weil das Tor offen stand!“

 

„In der Hausordnung steht, daß sich jeder Fahrer an der Freisprechanlage zu melden hat. Außerdem ist am Tor ein Schild!“ herrscht er mich ungeduldig an.

 

„Entschuldigung! Ich kenne die Hausordnung nicht und wenn da vorne ein Schild hängt mit dem was ich tun soll, nützt das nichts!“ entgegne ich ihm höflich und ruhig.

 

„Häh!? Warum das nicht?“ fragt er mich verwirrt und unsicher.

 

„Ich kann nicht lesen! Ich bin Analphabet!“ antworte ich ihm total verlegen.

 

„Was? Das gibt’s doch gar nicht!?“ fragt er total unsicher.

 

„Doch“, meine ich. „Deswegen bin ich durch das Tor gegangen, es war ja auf. An ein Schild kann ich mich nicht erinnern!“

 

„Ähm!?, total verwirrt meint er, „Jetzt gehen sie zum Tor und klingeln, dann melden sie sich ordentlich an!“

 

„Hm!? Ich melde mich doch gerade an. Ich habe 18 Paletten xxx von der Firma xxx!“

 

Jetzt wird er wieder sauer! „SIE sollen zurück zum Tor und sich ANMELDEN wie es sich gehört!“

 

„Ok, bis später!“ Ich drehe mich um und laufe den Weg zurück zum Tor! Da angekommen schaue ich nach einem Schild. Da war aber keines . Egal, ich klingele jetzt!

 

„Ja!“ kommt eine ungeduldige und unfreundliche Stimme aus dem Lautsprecher!

 

„Hallo!“

 

„JA BITTE!!!!“

 

„Wir haben gerade gesprochen miteinander und ich sollte nochmal klingeln!“

 

„UND WAS WOLLEN SIE!“

 

„Abladen! Das habe ich ihnen doch eben drinnen gesagt!“

 

Total unbeherrscht, ungeduldig und laut kommt jetzt die Stimme aus dem Lautsprecher: „WAS WOLLEN SIE ANLIEFERN!“

 

„Hm!? Jetzt fühle ich mich irgendwie verarscht!“ sage ich etwas fassungslos.

 

„Warum?“ fragt die Stimme verdutzt!

 

„Naja, zuerst behaupten sie, hier wäre ein Schild, aber hier ist keins. Dann habe ich Ihnen drinnen gesagt was ich anliefern möchte und jetzt haben sie das in dieser kurzen Zeit schon wieder vergessen!“ Ich hoffe, daß hier keine Kameras sind und er mich sehen kann. Ich muß mir ein lautes Lachen verkneifen. J

 

„ICH HABE SIE RAUSGESCHICKT UM SICH ANZUMELDEN; DAMIT SIE WISSEN WIE DAS HIER LÄUFT!“

 

„Ok, das habe ich jetzt begriffen. Darf ich jetzt rein!“ frage ich überfreundlich J

 

Oha! Gleich explodiert er, so laut wie er wird! „WAS LIEFERN SIE AN!!!!!!!“

 

„Hm!? Ich fühle mich wirklich verarscht! Aber weil sie so nett fragen, sage ich es ihnen nochmal, obwohl ich das Gefühl nicht los werde, daß Sie mich veräppeln und doch nicht so vergesslich sind. Ich bringe 18Paletten xxx von der Firma xxx!“

 

Ein kurzes und knappes: „REINFAHREN!“

 

„Ok, aber hier ist wirklich kein Schild!“

 

Ich höre das knacken als er auflegt und gehe pfeifend zum Lkw. Ich fahre rein und er erwartet mich schon grimmig. Als wäre er mal Fluglotse gewesen weißt er mich zu der Stelle, an der ich anhalten soll.

 

„Brauchen Sie einen Hubwagen?“ fragt er mich in seiner unfreundlichen Art.

 

„Nein, sie haben doch einen Stapler und ich keine Hebebühne!“ sage ich freundlich.

 

„Aber wenn sie die Hecktüren aufmachen können sie mir die Paletten hinten hinstellen und ich nehme sie mit dem Stapler“ sagt er ungeduldig!

 

„Stimmt! Aber ich habe eine Hubwagenallergie und kann nicht mit einem Hubwagen fahren. Deswegen mache ich die Seite auf und sie können sie auch von da nehmen.“

 

„JETZT FÜHLE ICH MICH VERARSCHT! ANALPHABETH UND HUBWAGENALLERGIE????“

 

„Nein, ich verarsche sie nicht, ich kann wirklich nicht lesen und schreiben!“

 

„Wie soll das gehen, sie müssen doch als Lkw-Fahrer lesen können!? Sie müssen doch wissen wo sie hinfahren!“

 

Während ich die Plane aufmache erkläre ich ihm: „Naja, über das Fleetboard bekomme ich die Aufträge mit Adresse. Und da sind viele bunte Knöpfe und wenn ich die richtige Farbe drücke, hat mein Navi gleich die richtige Adresse!“

 

„Ok!“, meint der „nette“ Staplerfahrer, „das klingt einleuchtend. Aber sie müssen doch Straßenschilder lesen können!“

 

„Nein, das ist ja nicht lesen! Da sind ja überall bunte Zeichen drauf und die habe ich auswendig gelernt.“ Sage ich und kann mir ein schmunzeln kaum noch verkneifen!

 

Während dem Gespräch ladet er mich ab und wirkt sehr nachdenklich. Als wir fertig sind, ich den Lkw zumache, macht er mir die Papiere fertig. Als ich ins Warenannahmebüro komme um meine Papiere zu holen, ist er wie ausgewechselt und freundlich zu mir. Er wünscht mir noch eine Gute Fahrt und laufe pfeifend zum Lkw zurück. Als ich umgedreht habe und das Gelände verlassen habe, muß ich erst mal anhalten und laut loslachen!

 

Ich liebe meinen Beruf und manchmal ist es viel besser solchen griesgrämigen Typen nicht genauso zu kommen, sondern einfach ein bischen zu veräppeln, ohne das er es merkt. An manchen Tagen macht unser Job einfach mehr Spaß als an anderen. J