Weihnachten
Weihnachten
Ich ertappe mich dabei, seit ich den Weihnachtsspot von Edeka gesehen habe, wie ich mir Gedanken um das Thema Weihnachten mache. Der Spot von Edeka animiert schon zum Nachdenken. Aber nicht weil ich und meine Frau, Elternteile haben die einsam zu Hause sitzen, sondern weil durch die Vorkommnisse der letzten Monate, sei es Asylanten, Krieg und Terror die Menschen beschäftigt. Die Eltern meiner Frau leben beide leider nicht mehr und bei mir ist nur noch der Vater übrig. Er zieht es aber vor, was ich echt toll finde, jedes Jahr über Weihnachten und Neujahr auf Ischia zu verbringen. Da meine Frau und ich Einzelkinder sind, werden wir Weihnachten alleine verbringen. Ich selbst finde das eigentlich ganz gut, weil ich durch meinen Job jeden Tag immer einen Haufen Menschen um mich herum habe und diese Zweisamkeit und Ruhe sehr genieße.
Gestern habe ich im TV in einer Sendung einen Test gesehen. Da haben 2 ältere Schauspieler sich in die Fußgängerzone mit einem Schild gesetzt, auf dem stand; Ich bin Weihnachten alleine, wer ladet mich zu Weihnachten ein! Hintergrund dieses Tests war der Edekaspot. Es wurde gezeigt, wie von mir schon vermutet, daß der größte Teil der Leute so beschäftigt mit sich selbst waren, daß das kaum jemandem aufgefallen ist. Das war leider der Beweis, das so etwas in unserer Gesellschaft leider schon normal ist. Dieser Egoismus in unserer Gesellschaft ist schon sehr traurig. Natürlich ist es auch ein Selbstschutz, weil man es ja auch selbst sehr schwer hat. Aber wenn man die Augen aufmacht, kann man sehen, daß es sehr viele Menschen gibt die es noch sehr viel schwerer haben. Manchmal reichen schon kleine Gesten um jemanden glücklich zu machen.
Wir machen jetzt schon das dritte Jahr mit unserer Fahrerorganisation eine Weihnachtsaktion. Wir fahren an den Weihnachtsfeiertagen auf die Raststätten und Parkplätze und besuchen Fahrer die über Weihnachten die Zeit in ihrem Truck verbringen. Die Meisten verbringen die Tage im Lkw, obwohl sie zu Hause Familie haben. Die Chefs scheint es egal zu sein ob sein Fahrer zu Hause bei seiner Frau und Kinder ist. Letztes Jahr sind wir einem Fahrer begegnet, der es freiwillig gemacht hat, weil in gleichen Jahr seine Frau verstorben war und er es zu Hause nicht ertragen hätte. Aber alle hatten eins gemeinsam, sie waren sehr überrascht und glücklich von uns besucht zu werden. Wir haben in sehr viele glücklich feuchte Augen geschaut. Auch Tränen sind gelaufen als uns Bilder von ihren Familien gezeigt wurden, die sie teilweise schon monatelang nicht mehr gesehen haben. Wenn wir noch Päckchen übrig hatten, haben wir sie auch an Busfahrer, Taxifahrer und Pannenhelfer verteilt. Letztes Jahr sind wir zur Autobahnpolizei gefahren und haben uns im Namen aller Fahrer für ihre Arbeit bedankt und die letzten Päckchen überreicht. Bei der Weihnachtsaktion haben eigentlich immer sehr viel mitgemacht, obwohl es dieses Jahr anscheinend weniger Menschen sind die daran teilnehmen. Teilweise sind sogar ganze Familien losgezogen um Lkw-Fahrer zu besuchen. Liebevoll verpackte Weihnachtsbeutel mit Naschereien gefüllt, wurde von Erwachsenen und Kindern überreicht. Daß teilweise ganze Familien losgezogen sind, fand ich am allerbesten. Da kann man den Kids zeigen, daß man für andere da sein kann und das es Menschen gibt, die Weihnachten nicht zu Hause bei ihrer Familie verbringen können.
Was ich jetzt mit den Erzählungen und Gedanken eigentlich sagen möchte;
Weihnachten ist doch, auch wenn man nicht gläubig ist, eigentlich ein Fest der Liebe. Warum kann man nicht die Liebe, die man mit seinen Liebsten teilt, nicht auch mit anderen teilen. Menschen die einsam sind, Menschen die niemanden mehr haben, Menschen die sich aus finanziellen Nöten kein Weihnachten leisten können und Menschen die an Weihnachten nicht bei ihrer Familie sein können?
Natürlich hat man sozusagen Termine und Verpflichtungen an Weihnachten an die Familie, aber kann man da nicht auch an andere Menschen denken. Ich bin absolut kein gläubiger Mensch, aber ich wurde erzogen und habe auch vorgelebt bekommen, daß man für andere auch da sein sollte.
Ich bin eh etwas negativ auf solche Feiertage eingestellt, weil es total verrückt ist, wie sich die Leute in den Konsumrausch begeben. Natürlich ist es schön, wenn alles so herrlich weihnachtlich duftet, wenn überall die Beleuchtungen an sind, am liebsten noch mit viel Schnee, usw. Aber wenn man sich die Menschen betrachtet, kann man nur den Kopf schütteln. Hektik, Stress, einkaufen, kochen, Geschenke verpacken, usw. Wäre es nicht viel schöner, wenn wir zwei Gänge runter schalten würden und uns mehr Zeit für das Zwischenmenschliche nehmen würden?
In diesem Sinne, wünsche ich allen schon mal eine schöne Vorweihnachtszeit, die manche hoffentlich auch mit nachdenken verbringen. Ich freue mich schon auf unsere Weihnachtsaktion und die strahlenden Augen der überraschten Fahrer.
P.S.: Dieses, für andere da sein, kann man auch das ganze Jahr durchführen.
Michael Schmalz