Zwei Flüchtlinge 24. Januar 2007

 

Als ich das erste Mal nach GB mußte, wurde ich von meinem Chef angewiesen 100 Km vor Calai nicht zu übernachten. Es könnten Nachts Migranten einsteigen und das gäbe in GB mächtig Probleme. Sie versteckten sich unter dem Auflieger, im Palettenkasten, oder stiegen in den Auflieger.

Ich ladete in Heilbronn für London. Ich fuhr über Luxemburg, weil wir da immer getankt haben, bis zur ersten Raststätte nach Brüssel. Also eigentlich noch weit genug von Calais entfernt. Am nächsten Morgen ging ich um den Auflieger rum. Alles ok. Niemand unter dem Auflieger, niemand im Palettenkasten und die Zollschnur samt Plombe war auch noch da. Gut gelaunt kam ich in Calais an. An diesem Tag war echt viel los, darum wurde ich an allen Kontrollen vorbei gewunken.

Naja, die Überfahrt war normal und ich kam ohne große Verzögerung in London bei Kunden an. Bei der Security angemeldet wurde ich zur Abladestelle geschickt, die ich schon von früheren Fahrten kenne. Plötzlich stand da ein Typ und winke wie verrückt. Als ich in den Seiten spiegel schaute, sah ich das ein Oberkörper aus der Plane rausragte.

Was ist jetzt los, ich welchem Film bin ich jetzt? Ich hielt an und sprang aus dem Lkw. Ich rannte zu dem "Oberkörper und wollte ihn rausziehen und erst Mal ein paar auf die Nüsse geben, damit er nicht wegläuft. Aber ich wurde von der security, die plötzlich da war zurück gezogen. Wo kamen die jetzt so schnell her? Die haben anscheinend über Kamera gesehen, daß jemand von innen die Plane aufgeschlitzt hatte, damit er aussteigen konnte. Naja, plötzlich kam ein zweiter Kopf zum Vorschein. Ach du Scheiße! Das sind mindestens zwei. Jetzt haste die Arschkarte. Jetzt passiert das, wovor dich so viele gewarnt haben.

Überall wimmelte es inzwischen von Security, sie wollten das die Migranten im Auflieger bleiben bis die Polizei kommt.

Polizei? Shit! Jetzt verhaften sie dich, weil du Migranten geschmuggelt hast.

Wie komme ich aus dieser Scheiße wieder raus?

Als die Polizei kam, baten sie mich, daß ich die Türen auf mache. Da bemerkte ich, daß die Plombe durchgeschnitten war und einfach wieder zusammengesteckt war. Hätte ich Morgens an der Plombe gezogen, hätte ich es gemerkt. Zu spät. Arschkarte.

Es waren nur zwei Migranten. Der eine Polizist kam zu mir und meinte, daß ich verhaftet werde. Ok, meinte ich, kann ich meine Frau und Chef anrufen? Kein Problem. Ich rief meinen Chef an. Shit, der geht nicht ans Telefon. Ok, ich rufe den Disponenten an. Andre, ich werde gerade verhaftet. Bin in London beim Kunden und hatte zwei Migranten dabei. Ich melde mich wenn ich kann und mehr weiß. Dann meine Frau. Oha! DIe war geschockt und total hilflos. Was jetzt? Wie kriege ich den in GB aus dem Knast!?

Auf jeden Fall wollte der Polizist mich durchsuchen und das ich meine Taschen leere. Ich habe ein Messer in der Hosentasche! Sofort ging der Polizist zwei Schritte zurück und legte seine Hand an die Waffe. Oh Shit, dachte ich, mach jetzt keine falsche Bewegung. Mit zwei Fingern holte ich das Messer und legte es auf die Stufen vom Lkw und ging zwei Schritte weg. Dann mußte ich mich mit dem Gesicht zum Lkw stellen, Arme hoch und er tastete mich ab.

Da stand ich. Eigentlich unschuldig, aber doch verhaftet. Gespannt und auch etwas panik was mich jetzt erwartet und wie ich aus der Scheiße wieder rauskomme. Aber ich muß sagen, die Secutity und die Polizei, total freundlich und nett.

Zur gleichen Zeit wurden die zwei Migranten getrennt voneinander in zwei Polizeiwagen verhört. Da sah ich, daß sich zwei Polizisten unterhielten und dann kam einer zu mir.

Also, der eine hat behauptet, da´ß er dir 200 Pfund gegeben hat und ich sie deswegen mitgenommen habe. Waaaaas? Wie bitte???? Ich dachte, ich höre nicht richtig. Jetzt sind sie in GB, können nicht mehr ausgewiesen werden und reiten mich noch in die Scheiße rein!?!?!?! Ich wollte zu denen und schütteln, damit sie die Wahrheit sagen. Aber die Polizei hielt mich fest. Der eine Polizist grinste und sagte, ich soll ruhig bleiben, weil der Andere etwas anderes sagte. Häh!?

Der Andere sagte, daß sie in der Raststätte hinter Brüssel eingestiegen sind und ich nichts wußte. Genauuuuuu!!!! Das Stimmte.

Dadurch, daß beide etwas anderes sagten, wurde mir geglaubt und ich wurde sofort wieder frei gelassen. Kein Haft, keine Anklage. Echt!? Ich hätte am Liebsten angefangen zu tanzen, so erleichtert und froh war ich. Die haben sich alle mit mir gefreut, aber die Security hat mitr trotzdem nicht erlaubt, eine Erleichterungszigarette zu rauchen.

Natürlich habe ich sofort meine Frau angerufen und dann den Disponenten.

Also, das ist eine Erfahrung, die braucht man nicht.