31. August 2017

 

Ist dein Scania verletzt?

 

 

Als ich heute Morgen zu einer „Saftbude“ kam und anliefern wollte, stand ein holländischer Silo-Lkw etwas ungünstig. Da die Platzverhältnisse sehr beengt sind wenn ein Silo zum abladen da steht, ist das Wenden eine Herausforderung. Als ich am rückwärtsrangieren war und mit der hinteren Ecke in Höhe des holländischen Fahrerhaus war, konnte ich sehen wie der Fahrer sehr neugierig zuschaute. Ich mußte rückwärts zwischen seinem Fahrerhaus und gestapelten Paletten den Auflieger reindrücken, damit ich umdrehen konnte. Als ich das dann geschafft hatte und in der Abladeposition stand, stieg ich aus und wollte die Seite aufmachen. Da stand der Fahrer, ein Deutscher,  von dem Silo plötzlich da und fragte mich, ob mein Scania verletzt sei. Wie er darauf komme, fragte ich ihn. Er zeigte auf die Warnweste an meinem Spiegel und sagte, sieht aus wie ein Verband. :D
Beim aufmachen des Lkw erklärte ich ihm, daß es ein europäischer Solidaritätsversuch war, der aber anscheinend durch mangelnde Beteiligung gescheitert zu sein scheint.  

 

„Solidarität? Unter Fahrer? Nie im Leben! Man bringt keine zwei Fahrer unter einen Hut. Kollegialität ist ein Fremdwort!“ legte er los!

 

Puh! Was kann ich diese Sprüche eigentlich nicht mehr hören! L Wenn alle, die das sagen, beginnen würden die Kollegialität zu leben, wären wir unendlich viele. ;)

 

Ich sage zu ihm: „Du warst doch eben das beste Beispiel, warum Kollegialität und Zusammenhalt nicht funktioniert!“

 

Ganz verdutzt fragt er: „Äh!? Warum das denn?“

 

„Ganz einfach“, sage ich, „wäre in deinem Lkw ein osteuropäischer Kollege gesessen, wäre er sofort ausgestiegen sobald ich den Rückwärtsgang rein gemacht habe und hätte mich eingewiesen!“

 

Er lacht! „Ich habe gesehen dass du rückwärtsfahren kannst!“

 

„Aha! Sofort als ich angefahren kam hast du das gesehen?“

 

„Ich habe ja hinten drin gelegen.“ Meint er kleinlaut.

 

„Aber ich habe dich doch gesehen als ich rückwärts gefahren bin!“

 

„Ich hatte ja Angst, daß du mein Fahrerhaus rammst!“ lacht er!

 

„Ach hör doch auf dich rauszureden! Du widersprichst dich mit jedem Satz! Aber genau das ist der Grund warum Solidarität und Kollegialität nicht funktioniert.“

 

Hm!? Als ich ihm dann noch erklärt haben, daß wir seit über 4 Jahren eine Fahrerbewegung haben, leider mit zu wenigen Menschen, aber wir haben schon einiges bewegt in dieser Zeit, wollte er das nicht wahrhaben und pochte darauf, daß man nichts verändern kann!

 

Er erzählte mir, daß er mal dabei war, als ein Treffen von Politik mit Fahrer stattgefunden hatte. Da war TV, Bild-Zeitung, Fahrer und der damalige Verkehrsminister Tiefensee dabei. „Wir haben denen klar gemacht was falsch läuft und es hat absolut nichts gebracht! Alle Probleme haben wir geschildert.“

 

„Ok,“ sage ich „und weißt du was der Unterschied zu damals und heute ist? Wir haben auch geschildert und aufgezeigt was in der Transportbranche los ist und falsch läuft, aber wir haben Lösungen präsentiert. Lösungen, wie wir die ganzen Probleme lösen konnten! Und weißt du was? Sie haben uns erstaunt und interessiert zugehört.“

 

Jetzt kam plötzlich wieder die Laier! „Bringt ja eh nix. Man kann nichts verändern!“

 

„Doch, kann man! Wenn man nicht nur negativ redet, sondern auch den Arsch bewegt und vor allem zu den Problemen die Lösungen bietet. Siehe Wochenruhezeitgesetz!“

 

Naja, auf jeden Fall war er dann fertig und fuhr auf die Waage. Da kam er nochmal her und hat mir für die Zukunft viel Glück gewünscht.

 

Was er auch im Laufe des Gespräches verlauten ließ, was ich auch schon sooooo oft gehört habe: „Ein Jahr noch und dann Arsch lecken, dann bin ich in Rente, da ist mir sowieso alles egal!“

 

Jetzt nehmen wir die Leute die sagen, bringt eh nix, man kriegt keine zwei Leute unter einen Hut und ich habe es eh bald hinter mir, und bringt sie alle zusammen, was glaubt ihr wie viele das dann wären? Da könnte an tierisch etwas auf die Beine stellen und bewegen. Aber dafür müßte man etwas tun und sich bewegen. Was ist jetzt bequemer und einfacher!? ;)