Das große „Ausflaggen“ der deutschen Speditionen!

 

Speditionen die ausgeflaggt haben gibt es zahlreich und sind auch bekannt. Hier ein Beispiel: 10 Jahre ist es her, dass eine Uelzener Spedition öffentlich bekannt gegeben hat, nach Zypern auszuflaggen um Kosten zu sparen. Zitat: „Horst Friedrich, verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion. Seit 1998 habe sich die Abgabenbelastung für schwere Lkw in Deutschland verdoppelt, von 17 300 auf über 35 000 Euro im Jahr.“ Wer diese Zahlen hört und mit ihnen als Unternehmer zu tun hat, kann das irgendwie schon verstehen. Da wird ein Problem auf die Politik geschoben und lieber ausgeflaggt, anstatt etwas dagegen zu tun. Man(n) versucht ja immer den Weg des geringsten Widerstands zu gehen. Zitat: „Der Geschäftsführer des Uelzener Unternehmens, Heinz Schürer, hatte vorgerechnet, durch die Gründung der Firma auf Zypern könne er pro Wagen 1000 Euro Kfz-Steuern jährlich sparen. Dazu kommen Einsparungen von 2000 Euro pro Mann und Monat durch Fahrer aus Zypern oder Polen. “Wir haben das Problem, dass uns Anbieter aus Polen oder Litauen ständig bei internationalen Ausschreibungen unterbieten”, sagte Schürer.“ Seit der EU-Osterweiterung 2004 ist das Güteraufkommen an osteuropäischen Grenzen sprunghaft gestiegen. Der Anstieg des Lkw-Verkehrs an der deutsch-tschechischen Grenze beträgt gegenüber den Monaten vor der EU-Osterweiterung etwa 40 Prozent, an der deutsch-polnischen Grenze etwa 30 Prozent. Wenn man sich jetzt die Aussage anschaut: „Wir haben das Problem, dass uns Anbieter aus Polen oder Litauen ständig bei internationalen Ausschreibungen unterbieten“, da wurde doch 2005 schon das Problem erkannt und was wurde gemacht? Ausgeflaggt!

Eine deutsche Spedition, die vielleicht vom Vater oder Großvater gegründet wurde, die sich in der Branche schon einen Namen gemacht hat, die viele deutsche Arbeitskräfte beschäftigt von denen schon ihr halbes Leben in der Firma beschäftigt sind, einfach zu machen und im Ausland neu gründen um den einfachsten Weg zu gehen? Warum wird nicht für das deutsche Transportgewerbe, das schon eine so lange Tradition hat, gekämpft? Warum wird nicht zusammen mit den Unternehmern, die das gleiche Problem hat, versucht etwas zu ändern? Die Politik, zusammen mit den Unternehmern, Unternehmerverbänden und Gewerkschaften unter Druck zu setzen? Zählen die Menschen die man jahrelang beschäftigt hat, die einem treu ergeben waren, die ihre Zukunft in der Firma sahen, die Frauen und Kinder der Fahrer die ernährt und versorgt werden müssen, absolut nichts mehr?

Was ist mit den Fahrern, die Schulden gemacht haben um ein Haus für ihre Familie zu bauen und plötzlich gesagt bekommen, wir machen in Deutschland die Firma zu, weil wir im Ausland mehr sparen können? Was sollen die Fahrer ihren Familien sagen? Mein Chef muss Geld sparen, weil er nicht den Mut hat um gegen die Probleme in der Politik zu kämpfen? Was solle er seiner Familie sagen, wenn er Arbeitslos wird und sie müssen das Haus, das ein Traum der Familie war, verkaufen? Ich weiß, das sind sehr anklagende Worte, aber das sind Gedanken die mir als Fahrer durch den Kopf gehen. Mir als Fahrer, dem im Leben nichts geschenkt wurde, der für kämpfen musste und der Angst vor der Zukunft hat. Zukunft? Gibt es noch eine Zukunft? Werde ich mein Haus behalten können? Wird mein Lohn noch weiter sinken, damit ich mein Haus mit vielen Schulden, verkaufen muss? Wird mein Traum, durch zu wenig Kampfesgeist der deutschen Unternehmer, zerplatzen wie eine Seifenblase?

 

Quelle: http://actie-in-de-transport.org/die-branche-leidet-veraenderung-muss-her/