Die Zeit ist ein Arschloch
Die Zeit ist ein Arschloch.
Es ist schon irre, wenn man bedenkt, was die Zeit für eine Rolle in unserem Leben spielt.
Als Kind, kann die Zeit nicht schnell genug rumgehen, weil man endlich Erwachsen sein will. Sei es um endlich nicht mehr von den Eltern bevormundet zu werden, um endlich Auto fahren zu dürfen, nicht mehr in die blöde Schule zu müssen, usw.
Es gibt so viele Dinge in den ersten 20 Jahren, in denen die Zeit schnell vorbei gehen soll und sie scheint quälend langsam zu sein. Wenn man seine erste Liebe erlebt, beginnt man damit, am liebsten die Zeit anhalten zu wollen. Der erste Kuss soll nie enden, man möchte den Augenblick für immer anhalten.
Der Arbeits und Familienalltag beginnt. Man hofft, daß die Arbeitswoche schnell endet, aber am Wochenende würde man am liebsten die Uhr anhalten, weil das Wochenende zu schnell vorbei ist. Genauso ist es mit der Urlaubszeit. Wenn man älter wird, scheint die Zeit immer schneller zu werden. An was liegt das eigentlich? Früher hat man die "Älteren" Leute immer sagen hören, wenn man älter wird, geht die Zeit schneller vorbei. Man konnte sich das nie vorstellen, aber man merkt mit dem fortschreiten des Alters, daß da etwas dran sein muß. Ist es wirklich so? Bilden wir uns das ein, weil wir Angst haben und merken, daß unsere Lebensuhr immer schneller dem Ende entgegen geht. Vielleicht haben wir Angst, daß wir in der Zeit die uns bleibt, wobei wir ja gar nicht wissen wie lange sie sein wird, nicht mehr alles erledigen, erleben und genießen können?
Wenn ich mir die Transportbranche anschaue, hat man jahrelang immer mehr ausländische Fahrzeuge auf den Straßen gesehen. Mir war es gar nicht so bewußt, habe aber auf der Fähre nach England mit der Zeit gemerkt, daß die westeuropäischen Fahrer immer weniger werden. Dann hat es begonnen, daß ich wieder leer aus GB gefahren bin. keine Rückladung bekommen. Leider häufte sich das und mein Chef, der mit 3 Lkw nicht gerade groß war, ging durch die Wirtschaftkrise und Osteuropäische Konkurrenz unter. Naja, seither fahre ich für weniger Geld bei einem anderen Unternehmer, leider auch kein Fernverkehr mehr. Durch Facebook und der Gründung der Facebookgruppe Actie, lernte ich näheres über die Probleme in der Transportbranche kennen. Immer tiefer tauchte ich in die Problematik und engagierte mich sehr stark. Es wurden Schreiben verfasst, Demos abgehalten, Kontakte aufgebaut, Treffen organisiert, Aufgeklärt, usw.!
Sehr mühsam das Ganze und eins machte sich bemerkbar, die Zeit! Es wurde sehr viel Zeit investiert, alles hat sehr viel Zeit gekostet, bis die ersten Erfolge sichtbar wurden, für die einen mehr, für die anderen weniger. Wenn ich jetzt diese Woche, diesen Bericht sehe:
ist die EU endlich an dem Thema dran. Und jetzt überlege mal, wie lange das gebraucht hat? Aber warum braucht das so lange? Warum braucht man so lange, um sich mit dem Thema zu beschäftigen?
Von 2008-2012 führte die ETF für die EU eine Studie durch und hat da schon auf die unmenschlichen Zustände in der EU, über die Transportbranche berichtet.
Ab Oktober 2012 wurde diese Studie an hochrangige Vertreter der Europäischen Kommission, Mitglieder des Europäischen Parlaments, Regierungen der EU-Mitgliedstaaten und in der Öffentlichkeit verteilt. Das soziale Europa, war nur nach außen hin sozial. Innerhalb stinkt es gewaltig nach faule Eier. Und wer war jetzt wieder der Leidtragende? Natürlich nur die Unterschicht. Aber auch viele Unternehmer, die dem Druck nicht mehr standhalten konnten, mußten ihre Fuhrbetriebe schließen. Fahrer entlassen und ihren aufgebauten Stolz zerbröckeln sehen. Diejenigen, die nicht aufgeben wollten, stiegen lieber noch eine Stufe weiter runter und nützten die Chance um auszuflaggen. Eigene Fahrer wurden entlassen, Briefkastenfirmen wurden gegründet, die Lkw wurden in Osteuropa angemeldet und so umgingen sie der eigenen Pleite. Auch eine Möglichkeit um die eigene Firma nicht zerbröckeln zu lassen. Aber zu was für einem Preis? Der eigene Egoismus, die eigene Gier, die eigene Feigheit, die eigene eiskalte herzlose "Menschlichkeit", war stärker als der Stolz über das aufgebaute Unternehmen. Ich schweife gerade etwas ab, aber das die großen Konzerne die mangelnde Kampfeslust der Transportunternehmer, die mangelnde Kontrollfähigkeit der Behörden und auch die mangelnde Sicht der Zusammenhänge der Bürger, ausnützen um sich die Taschen noch mehr zu füllen, regt mich tierisch auf.
Wir haben jetzt 2016, 2017 soll sich die EU im ersten Halbjahr 2017 neue Initiativen zum Straßenverkehr vorzuschlagen, die auch soziale Aspekte umfassen. Ja und wie lange sollen die Beschlüsse dann dauern und vor allem bis sie umgesetzt werden? Wird es bis dahin überhaupt noch westeuropäische Speditionen, die einen wirklichen Sitz in Westeuropa haben, überhaupt noch existieren? Verdammt, ist denen nicht bewußt, daß die Zeit wie der Teufel rennt? Ist denen nicht bewußt, daß immer mehr kleine und mittelständische Unternehmen schließen müssen? Ist denen nicht bewußt, daß dadurch sehr viele Arbeitsplätze in Gefahr sind? Existenzen werden kaputt gehen, Familien werden mit den Konsequenzen leben müssen. Eltern werden den Kinder erklären müssen warum das so ist. Was sollen sie den Kindern sagen? Die Zeit mein Kind, die Zeit läuft viel schneller wenn du älter bist. Oder, die Zeit mein Kind, die Politiker haben zu viel Zeit gebraucht um es besser zu machen. Oder, die Zeit mein Kind, die Politiker hatten nicht genügend Zeit um sich um unsere Probleme zu kümmern. Zeit! Zeit! Zeit! Was ist Zeit? Weiß ein Politiker was die Zeit für uns bedeutet? Wie sollen wir der Politik beibringen, daß uns die Zeit wegläuft?
Wie gerne würde ich die Zeit anhalten. Was können wir tun, um uns die Zeit zu geben, die wir bräuchten um alles zu retten.
Die Zeit! Die Zeit ist ein Arschloch.
Geht sie zu langsam, kann es gut oder schlecht sein. Geht sie zu schnell, kann es gut oder schlecht sein.
Die Zeit ist ein Arschloch.