23. November 2017

 

 

Sicherheit um jeden „Preis“!?

 

 

Ich habe ja in meiner Fahrerkarriere schon einiges erlebt, was die Sicherheitsvorschriften bei diversen Firmen betrifft. Nach GB bin ich eigentlich ganz gerne gefahren, weil dort der Fahrer in keiner Lagerhalle etwas zu suchen hat. Ok, Schlüssel abgeben finde ich jetzt nicht so gut, aber es war nie jemandem aufgefallen, daß ich den Pkw-Schlüssel abgegeben habe. :D Naja, abladen und laden ist nicht die Aufgabe vom Fahrer und es kann so zu keinem Arbeitsunfall kommen. Ob das heute auch noch so ist, weiß ich ehrlich gesagt nicht so genau. Aber darum geht es ja nicht.

 

 

Ich mußte mal zu einer Firma nähe Bonn abladen. Da fuhr ich auf den Parkplatz und sah ein Schild mit Fahreranmeldung. Schien ein Staplerfahrerbüro zu sein. Als ich mich anmeldete, wurde mir auf einem Firmenplan erklärt in welches Büro ich laufen muß. Dort anmelden und dann soll ich wieder zu ihnen kommen. Und den farbig markierten Weg auf keinen Fall verlassen.

 

Ok, mache ich und stiefelte los. Nach dem ich eine Weile gelaufen war, da ich fast an das andere Ende des Geländes mußte, denke ich so bei mir; „Sehr netter Laden! Die denken an die Gesundheit der Fahrer und verschaffen ihnen Bewegung!“ Ok, man muß sich eigentlich immer alles schön reden. :D

 

Als ich dann das Gebäude betrat mußte ich noch ein Stockwerk höher, quer über eine größere Fläche und da war das richtige Büro. Natürlich war da niemand. Links von mir war eine Galerie und ich schaute runter auf das rege Treiben der Produktion. Ok, das meiste was sich bewegte, waren eigentlich die Maschinen. :D Plötzlich erblickte mich jemand da unten  und rief, „Ich komme gleich!“

 

Ok, mach mal. Nach einer Weile kam er dann, nahm meine Papiere und lies mich eine Sicherheitsbelehrung unterschreiben. Ich fand das etwas übertrieben, da hier ja nicht gefährliches produziert wird. Dann schickte er mich zu den Staplerfahrer und meinte, daß wenn ich leer bin wieder zu ihm kommen soll. Ok, sehr vorbildlich wie sie an die Gesundheit der Fahrer denken. J

 

Als ich wieder bei den Staplerfahrer war, erklärte man mir den Weg und zeigte auf dem Plan die Stelle, an der ich mich hinstellen soll und abgeladen werden soll.

 

„Ok, das finde ich. Bis später!“

 

„Stopp!!! DU mußt am Lkw warten bis ein Staplerfahrer dich abholt!“ sagt er.

 

Ich grinse und meine zu ihm: „Ist nicht nötig. Den Platz finde ich auch ohne Navi!“

 

„Keine Chance. Ohne Staplerbegleitung fährst du hier keinen Meter!“

 

Ok, ich gehe zum Lkw und warte. Nach ca. 10 Minuten kam ein Stapler mit Rundumleuchten und auf der Gabel hatte er ein Rotweißes Hütchen stehen. Er dreht vorm Lkw um und winkt mit. Ich erwartete schon, daß eine Leuchtschrift mit „Bitte folgen!“ kommt. Aber so modern waren sie dann doch nicht. Oder es kam noch keiner auf so eine Idee! :D

 

Als wir dann zu dem Platz kamen, zeigte mir der Staplerfahrer, daß ich auf dem eingezeichneten Platz parken soll.  Ok, als ich aussteigen soll, kommt der inzwischen ausgestiegene Staplerfahrer her und fordert mich auf im Lkw zu bleiben.

 

„Ich muß doch aufmachen!“ sage ich.

 

„Kannst du gleich, warte!“ meint er und holt ein Hütchen mit Absperrband und stellt es vor den Lkw. Das Gleiche macht er hinter dem Lkw und dann zieht er ein Absperrband von vorne nach hinten. Ich schaue ihm zu und denke, „Irgendwie haben die hier doch den Schuß nicht gehört!“

 

Als er fertig ist kommt er her und sagt.

 

„Du machst jetzt auf und dann setzt du dich in den Lkw. Dann kommt ein Stapler, macht das Band weg und ladet ab. Du bleibst die ganze Zeit im Lkw. Wenn er bis zum vorderen Feld alles abgeladen hat, macht er das Band wieder dran und du kannst den hinteren Teil des Lkw zumachen und den vorderen Teil auf. Wenn du wieder im Lkw sitzt, ladet er den Rest ab.“

 

Ok, gesagt und getan. Nachdem das Prozedere fertig ist, stellt er mir die Tauschpaletten drauf und macht das Band wieder vor. Als ich aussteige sagt er:

 

„So, das war es. Wenn du zu hast, wartest du im Lkw bis dich der andere Staplerfahrer wieder abholt und auf den Parkplatz geleitet. Dann kannst du deine Papiere holen.“

 

Ok, wehren wird eh nichts nützen. Als ich dann auf dem Parkplatz wieder stand, machte ich mich auf den Weg ins Büro. Als ich da ankam fragte ich den Mann was hier eigentlich los wäre. Das ist doch total übertrieben hier. Da stellte sich dann raus, daß ein Fahrer beim abladen von einem Stapler angefahren wurde und beim Sturz so hart mit dem Kopf aufschlug, daß er verstarb.

 

Ok, wenn man das hört, kann man sich schon vorstellen warum zu solchen Maßnahmen gegriffen werden. :/

 

 

Das ist jetzt ca 2 Jahre her.

 

 

Dann kommen wir jetzt zum heutigen Tag.

 

 

Bei einem Kunden der eigentlich regelmäßig jeden Tag von mehreren Lkw angefahren wird. Unter anderem ab und zu von mir. Das war auch ca 2,3 Jahre her, da mußte man einen Helm beim abladen anziehen. Egal ob man die Seite aufmachte, oder von hinten mit dem Hubwagen abladete. Ok, seitlich kann man verstehen, weil einem mal die Alulatte auf den Kopf gefallen war. Ob man will oder nicht, wenn es vorgeschrieben  ist, muß man es akzeptieren. Aber mit der Zeit schaute darauf niemand mehr und es zog auch keiner mehr einen Helm auf.

 

Dann hörte ich vor einiger Zeit von Kollegen, daß man jetzt nicht mehr die Seite aufmachen darf, sondern nur noch mit dem Hubwagen von hinten abgeladen werden darf. Ja toll! Gerade das Richtige für mich mit meiner Hubwagenallergie. :D

 

Aber inzwischen hat sich das auch wieder geändert. Jetzt darf man nicht mehr auf die Ladefläche wenn man auf dem Firmengelände ist. Also, Spannbrett muß auf dem Parkplatz vor dem Firmengelände abgemacht werden. :o Als ich heute für diese Firma geladen , wurde mir von Kollegen erklärt, daß jetzt eingezeichnete Abladeplätze vorhanden sind. Man zwar noch mit der Zugstange die Palette ziehen darf, aber mit einem Meter Abstand.  Oje! Ich war gespannt was mich erwartet.

 

Als ich ankam, war es gerammelt voll und der Parkplatz überfüllt. Da das Abladen jetzt um einige Zeit durch das ganze Prozedere länger dauerte, staute es sich zurück. Ok. Nach langem Warten durfte ich reinfahren. Ich stellte mich auf den Platz, machte die Seite auf, löste die Gurte und da kam schon der Staplerfahrer.

 

„Oje! Hab ich ganz übersehen. Wir haben jetzt Mittagspause!“ Lieferscheine wollte er nicht und fuhr in die Pause.

 

Also, nochmal halbe Stunde warten.

 

Nach der halben Stunde kamen zwei andere Staplerfahrer. Da wir uns kannten begrüßten wir uns und der eine jammerte schon los!

 

„Ganz große Scheiße was passiere hier!“ sagte der Italiener.

 

„Ja, das habe ich schon gehört! Krass was die hier verlangen!“ meine ich.

 

„Wär isch nich schon 53, könne die mich Aschelecke! Aber was wille isch mache?“

 

„Naja, da werden wir wohl durch müssen!“ sage ich.

 

„Ja. Aber jetst noch größere Scheiße!“

 

„Warum?“

 

„Machsch du Lkw widda zu! Müsse woannersch ablade!“

 

„Nö jetzt! Warum hat dein Kollege vorher nix gesagt?“

 

Er zuckt nur mit den Schultern. Ok, dann mach ich wieder zu und fahre dem Stapler hinterher. An einer anderen Abladestelle mache ich dann wieder auf und er nimmt die erste Palette. Als ich die Palettenzugstange anlege und er die erste Palette zieht, lasse ich die Stange los und gehe einen Schritt zurück. Mache ich meistens, wegen meiner eigenen Sicherheit, falls die Stange mal verkanntet und wegspringt. Naja als er anhaltet macht er den Motor vom Stapler aus und wartet bis ich wieder mindestens ein Meter weg bin. Ok, müssen sie so machen. L

 

Mir wird erzählt, daß es schon öfter vorkam, daß sie Lkw weggeschickt haben. Vor allem Kofferfahrzeuge, weil der Fahrer ja nicht auf die Ladefläche darf. Es sollen sogar schon zwei Lkw mit Material nach Spanien zurück geschickt worden sein.  Wenn ich mir vorstelle, was das alles kostet!? Die längeren Wartezeiten wegen der längeren Abladezeit. Die Lkw, die zurück geschickt werden. Es sollen sogar Maschinen wegen fehlendem Material abgestellt werden, wegen der Arbeitssicherheit!?

 

Sorry, aber da wird doch extrem übertrieben. Das kann doch nicht normal sein, oder doch? Sicherheit um „jeden Preis“!?