16. Januar 2019

 

 

 

Die deutsche Heulboje!?

 

 

Ich hatte neulich ein Gespräch mit ein paar Fahrern, die ich etwas kenne. Da wurde mir von einem großen Spediteur (Logistiker) erzählt, der ca. 400 Fahrzeuge laufen hat. Die genaue Zahl kann variieren, die entspringt meinem Gedächtnis, was nicht heißen muss, dass die Zahl richtig ist ;) Die Zahlenangaben werden eh nicht genau sein, die ich hier treffe, aber sie könnten ungefähr hinkommen.

 

Also, dieser Logistiker hat nur noch ca. 20% deutsche Fahrer. Einerseits wird sicher der Fahrermangel schuld daran sein, andererseits scheint er zu osteuropäischen Fahrern zu tendieren. Ob sie jetzt direkt bei ihm oder durch eine Zeitarbeitsfirma eingestellt sind, vermag ich nicht zu sagen, aber mir geht es ja um etwas anderes. Laut Aussagen der deutschen Fahrer gab es schon mehrfach Probleme mit Alkohol bei den Fahrern, die überwiegend anscheinend aus PL, CZ und HU kommen. Aber nicht nur das; Schäden, Umwege und Unzuverlässigkeit scheinen an der Tagesordnung zu sein. Auf jeden Fall haben sie ein Arbeitszeitenprinzip wie es die Osteuropäer meistens haben. Eine gewisse Zeit arbeiten, dann eine gewisse Zeit nach Hause. Das natürlich immer im Sammelbus. Aber sie scheinen wenigstens nicht gleich loszufahren wenn sie zurück kommen, sondern meistens erst am nächsten Tag. Ob sie die Heim- und Anreise wirklich nachtragen, können nur die Behörden feststellen.

 

Aber die interessanteste Aussage fand ich eigentlich, dass die Fahrer aus HU auf eine bestimmte Arbeitszeit bestehen. Und zwar sind sie nicht bereit, länger als 13 Std. zu arbeiten, selbst bei Doppelbesatzung nicht! Und sie ziehen das anscheinend erfolgreich durch!

 

Ich finde das deshalb interessant, weil die Deutschen am schimpfen waren und sich benachteiligt fühlten.

 

Ja warum sind sie denn benachteiligt? Weil sie mehr Stunden haben?

 

Ok, mag ja so geregelt sein, aber wenn ich mir jetzt überlege, was der Spediteur da alles mitmacht! Er nimmt es in Kauf, dass die Fahrer Umwege fahren, mehr Schäden machen und der Kunde sich nicht immer darauf verlassen kann!? Was da interessant wäre: was verdienen diese Fahrer? Das gleiche wie die deutschen Kollegen? Nur den deutschen Mindestlohn? Wer bezahlt den Bus für den Nachhausetransport oder den Rücktransport der Fahrer?

 

Ist der Gewinn doch noch so hoch, dass der Logistiker diese Unkosten in Kauf nehmen kann? Wenn neue Fahrzeuge oder Auflieger kommen und sie sind innerhalb kürzester Zeit mit Schäden übersät und Reparaturkosten anfallen, da frage ich mich wie es möglich ist, da noch Plus zu machen!? Macht es die Masse der Fahrzeuge, dass diese Zusatzkosten aufgefangen werden können? Entweder werden wir echt im großen Stil mit dem Lohn verarscht, oder die kennen Tricks, die wir niemals erfahren werden.

 

Ja, und jetzt warum „deutsche Heulboje“?

 

Wenn ich mir so die Entwicklung der letzten 10 Jahre anschaue, hört man von Deutschen eigentlich fast nur noch Jammern und Rumheulen! Über den Lohn, den Verkehr, die vielen osteuropäischen Fahrer die sich aufführen als kämen sie aus dem Urwald, etc.! Aber wenn ich mir jetzt die letzten 2,3 Jahre anschaue, gerade einige osteuropäische Fahrer beginnen sich erfolgreich zu wehren. Mit Hilfe der Gewerkschaften den Mindestlohn einfordern, nicht mehr für zu wenig Geld zu fahren, ja sogar auf gewisse Arbeitsstunden bestehen und das durchziehen, usw.! Finde ich eigentlich beeindruckend und es freut mich wie die Sau, wenn ich das höre. Natürlich sind das noch zu wenige und ich warte eigentlich nur noch darauf, dass die deutschen Spediteure den Fahrermangel ausnützen und den osteuropäischen Speditionen die Fahrer abwerben ;) Wenn wir einen sehen, der sich beim rangieren nicht wie ein Anfänger anstellt und sogar noch Deutsch spricht, könnten wir ihn ja ansprechen, ob er in unserer Firma arbeiten möchte!? Natürlich hoffe ich auch, dass die Fahrer dann auch die Hand weit aufhalten. Vielleicht sollten wir ihnen unseren Lohn verraten!? :D

 

Aber was machen die deutschen Heulbojen? Genau, sie schimpfen lieber über alles, finden alles Scheiße, sehen in jedem anderen eine Konkurrenz und sind so damit beschäftigt, dass sie verpassen, diesen Fahrermangel für ihre Zwecke zu nützen! Naja, jemand anderes könnte ja 5 Euro mehr verdienen oder 10 Minuten weniger arbeiten. Wir haben so tolle Gesetze für uns bekommen, die viele anscheinend nicht kennen oder es einfach noch nicht erkannt haben, dass man sie für sich selbst nützen könnte. Was ist mit dem Arbeitszeitengesetz? 10 Std.? Bekommen wir das in den Modulen nicht gesagt und gezeigt? Wir haben in D das Gesetz hinter uns und könnten das durchsetzen, wenn wir den Fahrermangel als Begründung und Argument nehmen! Wir hätten sogar eine Gewerkschaft die das im Notfall für uns durchsetzen könnte, aber wir  sind lieber Heulbojen!? Müssen erst wieder andere Länder kommen und es uns vormachen? Uns zeigen wie man etwas durchsetzt? Sollen sie uns wieder zeigen wie es ist einen Arsch in der Hose zu haben? Nein, nicht blockieren! Wir sollten zeigen das wir einen Arsch in der Hose haben und gleichzeitig clever sein, indem wir das nützen was uns geboten wird! Das Werkzeug, das uns in die Hand gegeben wird. „Das Gesetz“! Unser Gesetz für uns. Das in Verbindung mit dem Fahrermangel, Konkurrenz abwerben und der Gewerkschaft im Rücken könnten wir von der „deutschen Heulboje“ zum „Deutschen mit Arsch in der Hose und Köpfchen“ werden. ;)

 

Ist das nicht eine Überlegung wert?