22. Juli 2017

 

Egoismus oder nicht!?

 

 

 

Wie so oft kreisen bei mir durch gewisse Situationen die Gedanken,.

 

Seit einiger Zeit habe ich mal wieder etwas längere Strecken mit dem Lkw zurück gelegt und bin auf Situationen gestoßen, denen ich früher schon begegnet bin. Und wenn ich ganz ehrlich bin, von beiden Seiten aus.

 

Letzte Woche war ich in Ostdeutschland und hatte eine Rückladung geladen. Es war nicht schwer, ca. 6000 kg. Mit dem ein Jahr alten Scania R450 merkte man das Gewicht eigentlich gar nicht. Er hat meistens sehr Spaß gemacht und hat mich, der eigentlich einen V8 R560 fährt, angenehm überrascht. Erstens hat er mit höherem Gewicht erstaunlich gut gezogen und auch der Verbrauch war sehr niedrig. Ich fuhr also in Erfurt auf die A4 Richtung Westen. Als die ersten leichteren Steigungen und Gefälle kamen, meistert der Lkw sie ohne Probleme. Dann kam ein längeres Gefälle und ich sah im Spiegel wie ein Lkw den Lkw hinter mir, der seit einiger Zeit mit größerem Abstand hinter mir fährt, recht schnell überholt. Er schert zwischen uns ein und zieht gleich wieder raus um mich zu überholen. Durch das Gefälle war mein Bremstempomat auf 89 Km/h eingestellt, aber der Lkw schoß mit schätzungsweise mindestens 100 Km/h an mir vorbei. Ich denke noch so bei mi.r, mal schauen an wecher Steigung ich ihm wieder näher komme.

 

Da mein Lkw auf 85 Km/h begrenzt war, vergrößerte der andere Lkw den Abstand ziemlich schnell. Aber es kam wie schon prophezeit, Überholverbot für Lkw und eine längere Steigung. Wie befürchtet kam ich dem Lkw von vorher schnell näher. Durch den Abstandsassistent bremste mein Lkw automatisch ab und hielt den erforderlichen Sicherheitsabstand. Und so zuckelte ich und der Lkw hinter mir mit 40 Km/h den Berg hoch. Ich hätte sicherlich mit 80,90 Km/h den Berg hochfahren können, aber der Andere meinte ja, daß er mich vorm Berg noch überholen mußte.

 

Natürlich schimpfte ich wie ein Rohrspatz auf das egoistische Kollegenschwein und prophezeite noch, daß er auf jeden Fall oben auf dem Berg sicherlich den Lkw das nächste Gefälle wieder mit hohem Tempo laufen lässt und wenn dann das Überholverbot endet wird er mich sicherlich nicht überholen lassen. Und geauso kam es auch.

 

Wie eigentlich immer in solchen Situationen flucht man über die egoistischen Kollegen und denkt sich, der könnte doch jetzt beim Gefälle oder auf der Geraden, wenn das Überholverbot aufgehoben wird, alle die er bergauf ausgebremst hat, vorbei lassen.

 

Das wäre doch Kollegialität!?

 

Wäre es das? Ist und war man selbst schon so kollegial?

 

Mal ganz ehrlich, eigentlich nicht, oder?

 

Ich habe es gestern wieder gesehen auf der A8, Karlsruhe Richtung Pforzheim. Da habe ich mit wenig Gewicht und wieder mit meinem eigenen Lkw berauf im dreispurigen ohne Überholverbot, einen Kollegen rausgelassen damit er einen noch langsameren überholen kann. Aber hätte ich das mit 25 t auch gemacht? Wahrscheinlich nicht. Da wäre ich doch genauso egoistisch gewesen, wie der Kollege auf der A4, oder nicht?

 

Wenn ich ganz ehrlich zurück denke, an die Zeit als ich einen 400 PS Lkw gefahren habe, war ich doch genauso. Jeder Schwung hat gezählt wenn eine Steigung in Sicht kam. Naja, und als ich Actros gefahren bin, erst Recht, die haben ja alle Angst vor Steigungen. :-):-):-)

 

Kleines Späßchen zwischendurch.

 

Jetzt aber im Ernst,, ist das nicht wieder so eine Sache, bei der wir andere kritisieren und bei ehrlicher Betrachtung der Vergangenheit, sehen wir doch, daß wir nicht besser sind, oder öfter waren!?

 

Wer ist da jetzt det wahre Egoist? Beide, oder keiner von beiden? Oder derjenige, der untermotorisiert und schwer beladen jede Chance nützt? Oder derjenige, der sich eingebremst und behindert fühlt ?